Stephan Holstein Quartett | 28.05.2021

Donaukurier | Karl Leitner
 

„How About You?“ aus der Feder von Burton Lane ist die Eröffnungsnummer dieses Abends, auf den alle so sehnsüchtig gewartet haben. Die Musiker, die Birdland-Crew um Manfred Rehm und das Publikum. Fünfmal war das Konzert angekündigt, fünfmal wurde es verschoben, weil Inzidenzzahlen und Behörden nicht mitspielten. Jetzt hat’s endlich geklappt. Mit dem Stephan Holstein Quartett öffnet das Birdland in Neuburg wieder seine Pforten.

„How About You?“ – Was für eine Frage. Wie wird’s den Jazzfans im Keller unter der Hofapotheke schon gehen? – Prächtig natürlich, angesichts der Tatsache, dass man endlich wieder Musik dort erleben kann, wo sie im Grunde hingehört. Auf die Bühne eines Clubs oder Konzertsaals. Und bereits nach den ersten Takten wird einem schlagartig bewusst, was einem trotz manch am heimischen Player gehörter CD die ganze Zeit über gefehlt hat. Die Live-Atmosphäre, die Schwingungen zwischen den Musikern und dem Publikum, die man tatsächlich spüren, wenn man sich auf die Situation einlässt. Und weil man auch sehen kann, was auf der Bühne passiert. „Das Auge hört mit“. So könnte man es sagen.

Stephan Holstein (Klarinette), Bernhard Pichl (Klavier), Wolfgang Kriener (Kontrabass) und Scotty Gottwald (Schlagzeug) sind ganz in ihrem Element. „Swing Is Here To Stay“ heißt die Devise, und nachdem selbige angereichert wird mit Walzern, Latin, Bebop, Blues und Balladen, ist sie nur um so interessanter. Man spielt eigene Kompositionen, einige aus der Feder des im Februar 2020 verstorbenen Regensburger Gitarristen Helmut Nieberle, mit dem nicht nur Holstein und seine Band freundschaftlich verbunden waren sondern auch das Birdland, Klassiker des Jazz, aber auch ein paar Nummern, die man nicht unbedingt erwartet hatte.

Immer wieder bilden sich innerhalb des Quartetts für ein paar Sequenzen spontan Duos in unterschiedlicher Zusammensetzung heraus, schrumpft das Quartett plötzlich zum Trio, woraus sich völlig neue Möglichkeiten und Varianten ergeben. Hier ist keine Band zugange, die lediglich ein paar alte Kamellen spielt. Nein, die vier Musiker bearbeiten die Originale, drücken ihnen ihren eigenen Stempel auf. Das liegt nicht nur am Klang der Klarinette, die das in diesem Kontext häufiger anzutreffende Saxofon ersetzt, sondern am Konzept, das speziell für diese Band entwickelt wurde. Count Basie’s „Senator Whitehead“, Sonny Rollins‘ „Without A Song“ und Neal Hefti’s „Cute“ erfahren in diesem Zusammenhang eine ganz neue individuelle Note.

Am Ende des Konzerts sagt Holstein, dass er nach knapp zwei Stunden eigentlich überhaupt noch keine Lust habe, von der Bühne zu gehen. – Was, wie nicht anders zu erwarten, lauten Applaus hervorruft und zu zwei Zugaben führt. Ein schöner Abend, der so richtig gut tat und, nach einem Blick ins Birdland-Programm für die nächsten Wochen, schon mal Vorfreude aufkommen lässt auf das, was im Juni noch so alles geplant ist.