Stefano Di Battista Quartet | 09.03.2001

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Geschwindigkeit ist keine Hexerei, zumindest nicht bei Stefano di Battista, dem italienischen Rising Star des Saxophons, der seine Visitenkarte im Neuburger Birdland abgab. Geschwindigkeit ist auch kein Selbstzweck, sie steht bei dem 30jährigen Talent vielmehr im Dienst einer beeindruckend reifen Ausdruckskraft.

Geschwindigkeit ist für sich auch noch nichts besonderes; der vitale Römer di Battista verbindet sie jedoch mit souveräner Gelassenheit und einer bestechenden Sicherheit, mit der er selbst schwierigste Passagen scheinbar völlig ohne Anstrengung meistert. Die Affinität zu John Coltrane ist unüberhörbar, der wunderbare „Elvin’s Song“ reflektiert die Zusammenarbeit mit Trane’s langjährigem Schlagzeuger Elvin Jones. Stefano di Battista verbleibt jedoch nicht im epigonenhaften Abarbeiten schwieriger Licks, er füllt die großen Fußstapfen seines Vorbilds mit eigenem Charme, verbindet Coltranes zuweilen selbstquälerische Unerbittlichkeit mit lyrischer Klangsprache, ohne ihr die Substanz zu rauben, technisch perfekt und ohne jede Versuchung zu glatter Unverbindlichkeit. Perkussiv und schwebend zugleich ist sein Ansatz, entlässt bei allem Anspruch leicht wirkende Linien in den Keller unter der Hofapotheke, der einmal mehr seine wunderbare Akustik entfaltet. Di Battistas schmeichelnder Ton lässt mediterranes Licht von melodiöser Schönheit erstrahlen, schenkt erste Sonnenstrahlen im regengrauen Vorfrühling.
Frank Agulhon an den Drums unterfüttert das Geschehen mit rollenden Bewegungen auf den Tom-Toms, Pianist Eric Legnini verbindet auf dem funkensprühenden Bösendorfer Klangfülle mit bluesigen rhythmischen Brechungen. Der volltönend wuchtige Groove des hervorragend disponierten Rosario Bonaccorso am Bass sorgt für ständige Vorwärtsbewegung, inspiriert durch fantasievolle Soli und amüsiert durch easy swingende Perkussionseinlagen auf dem Instrumentenkorpus. Das Konzert war wiederum ein Beweis dafür, dass anspruchsvoller moderner Jazz auch Spaß machen darf. Es zeigte auch, auf welch hervorragendem Niveau sich die Rising Star Serie im Neuburger Birdland bewegt. Der Jazz hat Zukunft. Unter anderen bürgt dafür das Stefano di Battista Quartet.