Stefania Tallini | 23.10.2004

Donaukurier | Norbert Schmidl
 

Es ist angerichtet. Angerichtet für ein minutiös geplantes Mehr-Gänge-Menü musikalischer Art, das die junge Italienerin Stefania Tallini mit ihrem Trio im Kellergewölbe des Jazzclubs „Birdland“ in Neuburg auf den Tisch zauberte. Und schon bei den ersten Griffen in die Pianotasten merkt man, dass Tallini Antipasti liebt. Die Intros zu den einzelnen Stücken scheinen ihr heilig, sie zelebriert sie regelrecht. Mal samtig-schmeichelnd, mal fast schon orgiastisch, dass es wie ein Finale Furioso klingt. Aber das Dessert kommt erst später.

Denn die Italienerin wahrt natürlich die Etikette und hat Stil. Ihren ganz eigenen. Und mit dem bereitet sie meist auch die Primi Piatti selbst. Die Kompositionen sind vor allem zu Beginn oft ganz auf sie allein zugeschnitten, das Piano steht eindeutig im Mittelpunkt. Erst nach und nach würzen sie Stefano Cantanaro am Bass und Nicola Angelucci am Schlagzeug, bis sie dann so viel zugeben, dass aus den Stücken sättigende Hauptgerichte werden.

Geschmacklich ist so ziemlich für jeden etwas dabei: Balladen zum Augenschließen und Träumen, ein Tango, eine brasilianische Saudade, aber manchmal auch nicht ganz so leicht verdauliche Kost, die vielleicht nur für Gourmets auf Anhieb schmackhaft wirkt.

Aber das Stefania Tallini Trio ist jederzeit in der Lage, die Geschmacksrichtung zu ändern. Mitten im Stück ein unerwarteter Break und schon ist der Wechsel vom scheinbar etwas schwer Verdaulichen zum angenehm melodiösen Ohrenschmeichler vollzogen. Mit einfachen Zutaten wird das Gesamtmenü zu einer runden Sache, die vor allem deshalb so gut ankommt, weil die drei Musiker, vor allem aber Tallini und Cantanaro bombensicher aufeinander eingespielt sind und sie so ein Häppchen nach dem anderen servieren können.

Nachdem der Hauptgang fast ein wenig zu schnell abgeschlossen ist, weiß das Trio auch noch beim Dessert zu glänzen. Drei Zugaben machen nun wirklich jeden Zuhörer satt. Fazit: Drei so versierte Köche wie die Musiker des Stefania Tallini Trios verderben definitiv nicht den Brei, sondern machen Hunger auf mehr – bei allen, die keinen Einheitsbrei wollen, sondern sich auf Neues einlassen und sich davon überraschen lassen können. Denn erst dann kann man sich das Menü der drei Italiener so richtig auf der Zunge zergehen lassen.