Im Prinzip hört man derartige Wertschätzungen von Gästen sowie den nach Neuburg kommenden Musikerinnen und Musikern fast jede Woche, und leider werden sie in der Stadt selbst kaum mehr zur Kenntnis genommen. Nun ist es Manfred Rehm, dem langjährigen Vorsitzenden des Birdland-Jazzclubs, sogar von höchster Stelle attestiert worden: „Sein“ Club glänzt neben dem Jazzclub „Tonne“ in Dresden deutschlandweit mit dem besten Livemusik-Programm in Sachen „Jazz“.
Bei der zehnten Auflage der Applaus-Awards wurde Rehm deshalb in dieser Woche im Pavillon Hannover von Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) ausgezeichnet. In einer Veranstaltung, bei der überwiegend Rock-, Pop- und Indie-Clubs im Mittelpunkt standen, hatte es der Birdland-Jazzclub Neuburg tatsächlich geschafft, die von der Bundesinitiative Musik beauftragte Jury von der Qualität seiner Arbeit vollends zu überzeugen. Neben den beiden Jazz-Vertretern wurden 21 weitere Kulturträger aus dem Bundesgebiet mit einer Prämie von jeweils 50 000 Euro ausgezeichnet. In den vergangenen Jahren hatte es für das Birdland anfangs 15 000 und zuletzt 2021 18 000 Euro gegeben. Vor allem die Aufwertung seiner Arbeit und die Erhöhung der Fördersumme freut Rehm ungemein.
„Diese Auszeichnung ist Balsam für unser ganzes Team und mich, denn bei uns läuft alles nach wie vor noch ehrenamtlich. Vor allem vor dem Hintergrund der angekündigten Kürzungen von kommunaler Seite bei der Kultur, die wir trotz der großzügigen Unterstützung durch den Bund nicht verstehen und als völlig falsches Signal betrachten würden.“ Denn das Geld fließe beim Birdland keineswegs in die Bezahlung von Mitarbeitern, sondern ausschließlich in die Taschen von Musikerinnen und Musikern, was schon allein die Zweckbindung des Preises erfordern würde. „Man darf auch nicht den immensen Synergieeffekt für Neuburg vergessen, den unsere Besucher Woche für Woche erzeugen, sei es in Hotels, Restaurants oder auch Geschäften. Da bleibt eine beachtliche Summe in der Stadt“, mahnte Rehm. Mit der Forderung, dass Kulturförderung gerade in schwierigen Zeiten oberstes Ziel der gesamten Gesellschaft sein müsse, sprang Claudia Roth in einem leidenschaftlichen Statement Manfred Rehm zur Seite.
„Clubs sind bedeutende soziale Gemeinschaftsorte, die das Miteinander fördern und zur kulturellen Identität unserer Gesellschaft beitragen“, betonte die Kulturstaatsministerin aus Augsburg. „Gerade jetzt brauchen wir solche Orte mehr denn je. Denn Clubs sind Kultur, und ich setze mich dafür ein, dass es in anderen Rechtsbereichen auch so anerkannt wird.“ Deshalb seien gerade Städte und Gemeinden in der Pflicht, Kultur ebenso zu fördern wie der Bund, der 2023 rund 2,4 Millionen Euro an insgesamt 95 Kulturträger – unter anderem noch in der Kategorie „Beste Livemusikspielstätten“ (30 000 Euro) und „Beste kleine Spielstätten und Konzertreihen“ (10 000 Euro) – ausschüttet. Seit 2013 würdigt der „Applaus“ Livemusikspielstätten und Konzertreihen für ihre künstlerisch herausragenden Musikprogramme, ihre kulturelle Exzellenz, ihre Wirkkraft sowie ihre soziokulturelle Bedeutung. Seit 2015 werden darüber hinaus Sonderpreise für gesellschaftlich relevante Themen vergeben – in diesem Jahr für Awareness, Inklusion und Nachhaltigkeit. 2019 war Manfred Rehm als bislang einziger Kulturschaffender in Deutschland mit dem Sonderpreis für sein ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet worden.
Dass der diesjährige Jubiläums-Applaus-Award unter dem Eindruck der schrecklichen Ereignisse in Israel stand, betonte Claudia Roth mit Nachdruck. „Der bestialische Angriff auf friedlich feiernde Menschen beim SuperNova-Festival war zugleich auch ein Angriff auf die Werte einer demokratischen Gesellschaft. Ich verurteile diese Taten zutiefst und stehe an der Seite der Opfer und ihrer Angehörigen. Auch in der Club-Szene gilt es jetzt, ein klares Zeichen zu setzen, ein Zeichen der Solidarität mit Israel, ein Zeichen der Solidarität mit Jüdinnen und Juden, die Teil unserer Gesellschaft sind und jetzt Hass und Angriffen ausgesetzt sind.“ Clubs seien Orte der Freiheit, Offenheit und Begegnung. Wie das Birdland in Neuburg.