Libor Šmoldas NYC Trio | 21.10.2023

Neuburger Rundschau | Thomas Eder
 

Er war schon mal da. Der Prager Gitarrist Libor Smoldas gab im April 2022 als rechte Hand von Multiinstrumentalist James Morrison sein Debüt in Neuburg. Und schon damals fiel er auf. Nicht nur, weil er damals wie auch heute barfuß auf der Bühne saß, sondern vor allem durch seine legere und anmutige Art, sein Gitarrenspiel in die Band einzubringen. Bei einem Showstar wie James Morrison mag es als Bandmitglied nicht leicht sein, seine eigene Visitenkarte abzugeben. Kein Problem für den unprätentiösen Libor Smoldas. Morrison hat den Gitarristen mit gutem Grund in seine Band aufgenommen.

Auch Drummer Adam Nussbaum aus New York, der schon mit Sonny Rollins oder John Scofield spielte und der Kalifornier Jay Anderson am Kontrabass, der unter anderem mit Frank Zappa, Tom Waits oder David Bowie zusammenarbeitete, haben vor zehn Jahren das herausragende Talent des tschechischen Gitarristen erkannt. Drei CDs haben sie in dieser Formation inzwischen eingespielt und letzten Samstag konnte man dieses exzellente Trio erstmals live im Birdland Jazzclub erleben.

In den Jazzkeller mitgebracht haben die Drei einige mehr oder weniger bekannte Standards, Originale des Bandleaders und Bearbeitungen des Schlagzeugers.

Hier fiel zuerst Smoldas elegante Art auf wie er seine Stromberg-Gitarre zum Klingen brachte. Nämlich mit einem kleinen dicken Plektrum und seinen Fingern. Es hatte etwas Meditatives wie er in den Stücken die Töne platzierte, was vor allem bei den Balladen wie das seinem Sohn gewidmete „Robin“ zur Geltung kam. Der Mann erzeugt gern Klänge und freut sich sichtlich, wenn er eine Note wieder mal besonders schön setzen kann. Es ist schön zu beobachten, wie er Melodien tiefenentspannt in Akkorde verpackt und sich über jede Wendung selbst am meisten freut. Ein Herzensmensch.

Das Set stand nicht fest. Das nächste Stück wurde oft spontan ausgehandelt. Aus Respekt vor der eventuell anwesenden Jazzpolizei durfte einmal auch das Publikum mitentscheiden und so entschied man sich demokratisch gerecht für „Mercy Mercy Mercy“ von Joe Zawinul als letztes Stück vor der Pause. Unglaublich, wie professionell und impulsiv die drei den Wunsch eines Zuhörers erfüllten.

Manch routinierter Birdland-Gast dürfte schon allein wegen dem Namen Adam Nussbaum in den Hofapothekenkeller gepilgert sein, denn Adam ist in Neuburg eine Art Dauergast mit eigener Fangemeinde. Da beginnt er ein Lied als Bossa, wenig später ist es ein Marsch und dann gleitet er wieder in die sanfteste Beckenarbeit über und gibt dem Ganzen erneut eine unerwartete Wendung. Eigentlich merkt man gar nicht so recht wie er das macht, plötzlich ist es da und anders. Überhaupt ist er ein Freund großer Becken und diese weiß er auch in vollkommener Art zu umschmeicheln. Dazu noch seine witzige Art mit der er seine Songs anpreist und die Jazzfans on top mit Hintergrundwissen bereichert.

Bassmann Jay Anderson kann sich mit diesen beiden Partnern entspannt zurücklehnen, muss nichts sagen, mag das wohl auch nicht, denn was er zu sagen hat, das teilt er uns über seine vier dicken Saiten mit. Er ist der Kitt zwischen Libor und Adam, fesselt die beiden aneinander, glänzt durch ungewöhnliche Soli, die aufhorchen lassen und tut aber so, als hätte er damit nichts zu tun. Bescheiden aber genial.

Libor Smoldas meinte, dass das Publikum im Birdland nicht durch Quantität, sondern durch Qualität auffällt. Tatsächlich fragt man sich, warum die Bude nicht bis auf den allerletzten Platz ausverkauft war. Deswegen zum Schluss ein Zitat von Adam Nussbaum: „Packt eure Kinder, gebt ihnen keine Wahl und bringt sie mit, um Live-Musik zu hören, denn dann werden sie ein besseres Leben haben“. Wie wahr. Dieser Abend war der beste Beweis dafür.