Dies ist das dritte Konzert im Rahmen des 13. Birdland Radio Jazz Festivals mit dem Trio des tschechischen Gitarristen Libor Šmoldas, den man erst einmal gar nicht wirklich auf dem Schirm hat, wenn es um die Spitzenkräfte an den sechs Saiten im europäischen Jazz geht. Völlig zu Unrecht, denn seine lyrische Klangsprache, seine individuelle Herangehensweise an die bereits vorhandene Jazzliteratur, der Ideenreichtum hinter seinen eigenen Stücken sind in der Tat höchst beeindruckend.
Mit dem stoischen Ray Anderson (Woody Herman, Frank Zappa, Tom Waits) am Kontrabass und dem umtriebigen Tausendsassa Adam Nussbaum (John Scofield, Carla Bley, Michael Brecker) am Schlagzeug unterhält er seit zehn Jahren sein NYC Trio. Hier treffen drei Ästheten aufeinander mit viel Sinn für musikalische Nuancen und für die Schönheit des kleinen Augenblicks, für fragile Elemente, für die charmante und liebevolle Variante der Adoption, mit Musik, die man zum Teil zwar kennt, aber eben nicht in diesen feinen, farbenfrohen Varianten. Musik, die einen zum Lächeln bringt, zum Hinwegschweben, zum dezenten oder auch mal kraftvollen Mitgrooven ohne Geschepper und ohne Brechstange.
Joe Zawinul’s „Mercy Mercy Mercy“, Jimmy McHugh’s „I’m In The Mood For Love“ oder das Miles Davis zugeschriebene „Solar“ in der Zugabe sind Musterbeispiele für Šmoldas Variantenreichtum als Arrangeur, für seine Vielseitigkeit, Klassiker neu einzurichten für die Belange dieses speziellen Trios, das Nussbaum’s „Sure Would Baby“ mit unglaublichem Gespür für den Moment zu einem Blues macht, der ab dem dritten Akkord so richtig unter die Haut geht und dort wohlig weiterköchelt. Wobei Nussbaum ja eh ein Fall für sich ist. Breites Grinsen, Kaugummi im Mund und jederzeit zu haben für einen flotten Spruch oder eine witzige Anekdote. Er ist kein alberner Clown, sondern hat Humor, was ein Riesenunterschied ist. Bereits 1986 warf Frank Zappa mit dem gleichnamigen Album die Frage auf: „Does Humor Belong In Music?“ – Nicht zwingend vermutlich, aber es ist immer gut, wenn er vorhanden ist. Bei Smoldas etwa, wenn er „Without A Song“ spielt und dabei Miles Davis‘ „Jean Pierre“ zitiert, bei „Moon River“ mit voller Absicht ins Repertoire der Beatles hineinrutscht oder John Abercrombie hinterher spioniert, bei dessen Konzert er einst erstmals auf Nussbaum traf.
Persönliche Eigenheiten hat er natürlich auch, dieser Lubos Šmoldas. Er spielt barfuß. Immer. Und er kommt auf ziemlich ungewöhnliche Art zu den hinreißenden Melodien, die seine eigenen Stücke wie „Teatime“ oder „Crack Of Dawn“ kennzeichnen und einem als Hörer sofort auffallen. Wenn ihm eine Melodie einfalle, und sei sie noch so blöd, merke er sie sich einfach so lange, bis er sie gut finde und dann schreibe er sie auf, gibt er zu Protokoll. Wenn das Ergebnis dann so ausfällt wie im Birdland gehört, hat er alles richtig gemacht. „Meine Songs lassen großen Platz für Improvisation“ setzt er hinzu. Ja, und sie wachsen und reifen und verändern sich und werden auf indirekte Weise bei jedem Konzert neu komponiert. Das ist das Schöne bei ihm und das Schöne am Jazz.