Son De Nene Cuba | 21.02.2019

Donaukurier | Karl Leitner
 

Bereits bei den ersten Takten denkt man automatisch an „Buena Vista Social Club“, an den Kinofilm von Wim Wenders und natürlich den legendären Ibrahim Ferrer. Im Audi Forum steht nun dessen Nachfolger auf der Bühne, Pedro Lugo Martinez, der sich El Nene nennt, um uns Mitteleuropäern den Son Cubano nahezubringen, jene rhythmisch einzigartige Musik, aus der Rumba, Mambo, Salsa und viele andere karibische Musikformen hervorgegangen sind. Und weil er das als Sänger nicht alleine bewerkstelligen kann, unterstützt ihn dabei seine Begleitband, bestehend aus Deivys Beroa am Bass sowie Arjadi Sanchez (Tres Cubano), Carlos Infante (Gitarre) Ernesto Reyes (Trompete), Rigoberto Gonzales an den Congas und Yoendry Ferrer an den Bongos.

Betrachtet man die Reaktion des Publikums, scheint das Septett vom Anfang bis zum Ende des Konzerts tatsächlich alles richtig gemacht zu haben. Zuerst wird das Auditorium geschickt eingestimmt auf die Rhythmik, den Beat und den unwiderstehlichen Puls der Songs. El Nenes mächtige, glasklare Stimme zieht sofort die ganze Aufmerksamkeit auf sich und bald wird klar: diese Band verkauft uns auf routinierte und souveräne Weise nicht nur Musik, sondern mit deren Hilfe ein komplettes Lebensgefühl, und zwar eines voll guter Laune und Optimismus. El Nenes Spiel mit dem Pathos verfehlt die beabsichtigte Wirkung nicht, bereits vor der Pause werden alle aufgefordert, aufzustehen, im Takt zu klatschen und mitzusingen.
Zu Beginn des zweiten Sets kommt die Band etwas schwer aus den Startlöchern. Irgendwie wird offensichtlich, dass in musikalischer Hinsicht eigentlich bereits alles gesagt ist. Die Formation beginnt sich zu wiederholen und man meint, alles was jetzt abläuft, bereits im ersten Teil schon mal in ähnlicher Form gehört zu haben. Und wieder reagiert die Band goldrichtig, indem sie Ernesto Reyes ins Rennen. Der ist nicht nur etatmäßiger Trompeter, sondern auch Publikumsanimateur. Und hat Erfolg damit. Flugs holt er sich ein paar Freiwillige aus dem Saal zu sich auf die Bühne und die dürfen sich dann dort als Tänzer verwirklichen.

Um die Musik geht es zu diesem Zeitpunkt nur noch in zweiter Linie. Show, professionelles Entertainment und Party sind angesagt. Was natürlich optimal in die Zeit passt, die wir hierzulande „die närrische“ nennen, und nicht weniger optimal exakt den Nerv des Publikums trifft, das begeistert anspringt auf diese Art von Unterhaltung und anscheinend nur auf darauf gewartet hat, mitzufeiern und sich ein wenig körperlich zu betätigen. Wem das genügte, hat sich sicherlich prächtig amüsiert.

Wer freilich zu diesem Zeitpunkt nach dem überraschenden Moment in der Musik, nach Innovation, Dynamik und spannenden Ideen in den einzelnen Stücken Ausschau hielt, oder gar nach berührenden Augenblicken, der wurde nicht fündig. Aber was soll’s, solcherart Suchende waren an diesem Abend wohl sowieso in der Minderheit.