Sommerjazz 2006 – 14. – 16. Juli 2006 | 14.07.2006

Donaukurier | Klaus Peter Frank
 

Harmonie aus Musik und erhabener Architektur

„Großartig, wirklich einmalig.“ Immer wieder konnte Manfred Rehm Glückwünsche und Anerkennung entgegennehmen. Der Vorsitzende des Birdland Jazz Clubs nickte dankbar, wenn ihm wieder ein Jazz-Liebhaber die Hand drückte. Im vergangenen Sommer hatte das Birdland mit Swing an der Donau beim einschlägigen Publikum, aber auch bei Gelegenheits-Jazzern gepunktet.

Heuer war mit dem Schlosshof   ein neuer Veranstaltungsort gewählt  worden. Auch diesmal ein Treffer. Es waren nicht allein Größen wie das „Munich Swing Orchestra“ mit dem Starsolisten Bruno de Filippi und seiner Mundharmonika oder als weiterer Knüller „The Big Chris Barber Band“ (siehe Kulturteil), es war die Atmosphäre  innerhalb der alten Mauern, es war ein gelöstes Publikum, mit vielen Kennern durchsetzt, und es war die durchdachte Aufteilung des Schlosshofes, die diesen Sommerjazz zu einem Erlebnis machten. Die moderne Musik und die erhabene Architektur des Neuburger Wahrzeichens harmonierten exzellent, Tontechniker Walther Bednarz mischte den Sound  gefühlvoll und ausgewogen, so  dass im gesamten Bereich keine akustische  Schieflage  entstand.

Zur Hälfte hatte Birdland-Impresario Manfred Rehm eine Reihenbestuhlung gewählt, der hintere Teil des Innenhofs blieb mit Biertischen und -bänken der Bewirtung vorbehalten. Auch dies trug zu einer lockeren und  entspannten  Atmosphäre bei.  Wer sich ganz der Musik hingeben wollte, um vielleicht den Blick über Architektur und kunstvolles Sgraffito schweifen zu lassen, hatte in der spartanischen Abteilung dazu ausreichend  Gelegenheit. Wer es geselliger mit einer Mischung aus Musik und Plauderei bevorzugte, fand ebenfalls  genügend  Platz.  Nicht zuletzt lud die Schlossterrasse ein, in den Pausen über Neuburg  zu blicken.  Rund 1200 Zuhörer gaben sich an den drei Konzerttagen  bei herrlichem Wetter ein Stelldichein zwischen den Renaissance-Mauern, die sich als idealer Veranstaltungsort  bewährten. Nachdem die Schlösserverwaltung sich als kooperativer Partner zeigte, plant Manfred Rehm im kommenden Jahr eine Neuauflage. Dann allerdings sollen es vier Tage sein, Auftakt bereits donnerstags, mit noch mehr Musik und noch mehr hochkarätigen  Bands und Solisten.

Der Veranstalter denkt auch über ein speziell auf junges Publikum zugeschnittenes Blues-Fragment im Gesamtprogramm nach. Die Schlösserverwaltung hat ganz im Sinne des Hausherrn, Finanzminister Kurt Faltlhauser, das Schloss für die Allgemeinheit zu einer außergewöhnlichen Veranstaltung geöffnet.

Verschlossen blieb dem Jazz allerdings die Galerie Flämischer Barockmaler. Dort wollte Filmemacher Julian Benedikt in Zusammenarbeit mit Birdland-Chef Manfred Rehm eine kurze Sequenz über Kunst und Kultur für seinen Jazzfilm drehen. Um eine G enehmigung bemühte sich Rehm bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen allerdings vergeblich.