Snow Owl – Juan Gárcía Herreros | 29.11.2013

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Der Einstieg gehörte dem E-Bass des Leaders, das erste Solo dem Pianisten. Dazwischen lag ein funky Unisono von Trompete, Saxophon und Violine, unterlegt mit südamerikanischem Flair und heißen Rhythmen: Latin Fusion im Birdland! Spielfreude, Klangfülle, Vitalität und sonnige Power, kurzerhand und unversehens fühlte man sich vom Neuburger Winternebel in die Sommersonne Südamerikas gebeamt, Genuss pur in differenzierter Musikalität.

Juan Gárcía-Herreros alias Snow Owl, wie der ursprüngliche indianische Name des an der Kunst-Uni Graz unterrichtenden Kolumbianers lautet, war zu Gast im Keller unter der Hofapotheke und füllte die kalte Nacht mit prallem Leben.

Zu siebt waren sie auf der Bühne, einer mehr als die Kontrabass-Gitarre Saiten hat, aus diverser Herren Länder. Natürlich kamen auch die anderen zu Wort, der Bulgare Alexander Wladigeroff mit zart gehauchtem Flügelhorn und bissiger Trompete, zuweilen in heißen Riffs auch mit beiden zugleich, der Peruaner Lorenzo Ferrero mit sonorem Tenor- und griffigem Sopransaxophon, der Türke Sabri Tulug Tirpan mit sanguinischem Esprit am Bösendorfer und die auf hohem Niveau Klassik-erfahrene Alejandra Gárcía-Herreros an der Geige.

Für die rhythmische Authentifizierung sorgte neben dem jungen Schlagzeuger Max Mohn vor allem Roberto Quintero an der Percussion, mit zauberhaften Stimmungen, wenn er z.B. allerhand Vogelstimmen aus dem Regenwald emporsteigen ließ, und unwiderstehlich kribbelndem Groove, u.a. ganz zum Schluss in einem atemberaubenden Solo auf zwei simplen Rasseln.

Große Bühne in erster Linie natürlich für den Bass! Ziel: Durchzubuchstabieren, was so alles geht auf einem Instrument, das primär für die Basisarbeit zuständig ist.

Snow Owl zeigte in beeindruckender Weise seine einzigartig virtuosen Möglichkeiten auf, sorgte mit förmlich melodietrunkenem, mal singend verträumtem, mal groovig rasantem Spiel, mit Slap und Tapping für einiges Staunen und vor allem gute Unterhaltung, zumal in der musikalischen Begegnung schottischer (!), bulgarischer oder türkischer Tradition mit dem inspirierenden Temperament Südamerikas.