Slide Hampton & The Milano Jazz Community | 18.02.2000

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Routinierten zeitlosen Jazz der eleganten Art bot Star-Posaunist Slide Hampton mit der Milano Jazz Community im wohl gefüllten Birdland Jazzclub. Dabei hatten Musiker wie Publikum offensichtlichen Spaß an dem Geschehen auf der Bühne.

Zunächst einmal ohne „His Majesty“ spielte die Milano Jazz Community zwei Stücke zum Aufwärmen. Drummer Alex Balli, der Schweizer im Bunde der Milanesen, findet nach anfänglichen Lockerungsübungen mehr und mehr in den Groove hinein, der ein ganzes Stück weit durch den Abend trägt. Ricardo Fiovaranti prägt mit seinem – streckenweise allzu sehr – wuchtigen umgebauten Baß die Grundlinien, Mario Rusca am Piano füllt das harmonische Gerüst auf. Emilio Soana bläst eine klassische Boptrompete mit schillerndem Sound und schimmernden Klanggirlanden während Gabriele Comeglio am lässig routinierten Tenorsax fast den ganzen Abend hindurch mit unfreiwillig angezogener Handbremse zu spielen scheint.

Mit dem Swing-betonten „Have you met Miss Jones“ steigt der Meister selbst ins Konzert ein und belegt gleich im ersten Solo, wer der Herr im Ring ist. Slide Hampton spielt eine ganze Menge von dem aus, was die Posaune zu einem der zeitweise beliebtesten Soloinstrumente des Jazz macht: ein dunkel glänzender Ton, der weich und schmiegsam durch die Melodien führt und mit atemberaubenden Glissandi so manchen Höhepunkt anvisiert. Ein solcher war das Solo auf der gedämpften Posaune zum Einstieg in „My funny Valentine“, das ohne die kühl dazwischengelegten Akkorde vom Piano und das wacker gegen den Strom des zu wohlfeilen Gefallens anblasende Saxophon fast in den schönen Schein entflohen wäre, so jedoch ein Statement für die Überschaubarkeit des improvisatorischen Rahmens abgab, das zumindest für einen Abend auch ganz schlüssig wirken kann.

Ein wenig litt das Konzert unter der Unentschiedenheit der Stilausrichtung; weder ein reines Bekenntnis zum Swing noch eine konsequente Hinwendung zu Bebop oder Hardbop waren zu erkennen. Die Balance zwischen eigener Ambition und Zugeständnis an den breiten Publikumsgeschmack gelang nicht ganz: zu schräg und sperrig für die Einen, zu brav für die Anderen. Das musikalische Geschehen floß so bemüht in der Mitte des Strom – kaum waren irgendwelche aufregenden Strudel zu erkennen -, daß es nur selten wirklich berührte. Dennoch: Slide Hamptons Virtuosität auf der Posaune, sein unnachahmlich weicher Ansatz, sein flüssiges Glissando und seine lebensfrohe Ausstrahlung machten das Konzert zum Erlebnis. So mancher Feuerstein mußte erst gewetzt werden, doch schließlich sprang der Funke über.