Sir Roland Hanna Trio | 09.03.2002

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Art of Piano Nr. 61 mit einem leibhaftigen Sir. Der streichelt den Bösendorfer im Birdland Jazzclub mit unnachahmlichem Anschlag, kultiviert, gepflegt, souverän und gentlemanlike. Sir Roland Hannas Konzert im Neuburger Jazzclub gab sich als besonderes Schmankerl für die Freunde des klassischen Pianotrio-Jazz.

Feinmaschiger Swing und erdiger Blues, Ausflüge in die Gefilde der Klassik und freie Improvisationen, Stride-Piano alter Schule und querständiger Bebop, Roland Hanna vermittelt die Extreme allein durch seine allzeit souveräne Klangkultur. Zuweilen mutet es ein wenig eklektisch an, wie er mit seinem Material umgeht, wie ein Chamäleon bewegt er sich zwischen den Stilen, mixt Ingredienzien aus allen möglichen Ecken zusammen. Aber es funktioniert. Was bei anderen unmöglich zusammenfinden könnte, womöglich als Unentschiedenheit eines stilistischen Bauchladens gesehen würde, wird bei Roland Hanna zur überzeugenden Darstellung der Möglichkeiten pianistischer Klasse. Gemeinsam mit seinen motivierten und versierten Sidemen Yoshio Aomori am Bass und Chris Roselli am Schlagzeug beherrscht Sir Roland die Erzeugung von Spannungsbögen und den Zauber der Stimmungswechsel. „I Love Bebop“ kommt quicklebendig und authentisch auf den Punkt, in vitaler Direktheit wie seinerzeit in Mintons Playhouse. Cole Porters „Everything I Love“ erklingt danach und dagegen als romantisierende Ballade mit schwelgendem Pedaleinsatz und melodieseliger Melancholie. Telonious Monks „Round Midnight“ sucht dann wieder in fast intellektueller Analyse nach Näherungsmöglichkeiten an eines der schönsten Themen der Jazzgeschichte in Rachmaninowscher Dramatik, Monkischer Eckigkeit, geläufigem Stride, schubertischen Lyrizismen und flüssigem Bossa Nova. Mit der „Manhattan Safari“ nimmt der in der „Kleinstadt“ Detroit geborene Roland Hanna seine Zuhörer mit in die gefährlichen Jagdgründe des Großstadtdschungels im Big Apple und in der Solozugabe geht es lyrisch, ländlich, idyllisch ins „Warm Valley“. Sir Roland Hanna zieht alle Register des Jazzpianos. Er kann es sich erlauben wie kaum ein Zweiter.