Immer wieder bewahrheitet sich: Jazz lebt von der Präsenz der Persönlichkeit. Wer keine Geschichte zu erzählen hat, kann technisch noch so gut sein. Da kommt Silvia Droste gerade recht um all den young Ladies zu zeigen, worauf es ankommt und was Persönlichkeit in der Musik bedeutet: Schlechtweg Alles!
In Puncto Qualität geht es eben nicht nur darum, wer die besten Promotionleute hat. Die können, wenn überhaupt in schlechten Zeiten, Verkaufszahlen fördern, mitnichten jedoch jenes gewisse Etwas herzaubern, das aus einem Konzert ein Erlebnis macht. Da kommt Duke Ellingtons „Cottontail“ mit lebhaftem Schwung in den Keller geschwänzelt, Horace Silver und Cedar Walton im Gefolge sowie Jobims „Someone to Light up My Life“. Dave Brubecks „Weep No More“ entfaltet wie auch Jimmy Rowles‘ „My Mother’s Love“ jene Portion Trost, die sich nicht aus weltfremder Illusion speist, sondern aus Erfahrung und Gelassenheit. Selbstverständlich ist Silvia Droste auch eine technisch untadelige Sängerin. Timing, Phrasierung, Intonation, Artikulation, Dynamik, Alles passt und stimmt und es dürfte zumindest in Europa wohl kaum eine Kollegin geben, die ihr beim Scatten das Wasser reichen kann. Aber das allein ist’s nicht, vielmehr jenes geheimnisvolle Etwas, das sich swing nennt, die unerklärliche Macht, die sich nicht in Marktanalysen und Sinuskurven bannen lässt. Begleitet von einem exquisiten Trio – Martin Sasse am Bösendorfer, Henning Gailing am Bass und Jost van Schaik am Schlagzeug – entfaltet Silvia Droste bekannte und weniger gängige Standards zu bewegtem Leben mit einer Stimme, die gegebenenfalls auch ohne elektrische Hilfe den Keller zu füllen versteht mit Power, Feeling, Blues und jeder Menge Persönlichkeit.