Scott Hamilton & Bernhard Pichl Trio | 18.10.2019

Neuburger Rundschau | Thomas Eder
 

Gut gelaunt betrat der amerikanische Tenorsaxophonist Scott Hamilton letzten Freitag pünktlich kurz nach halb neun die Bühne des Birdland Jazzclub und mit ihm Pianist Bernhard Pichl, Kontrabassist Rudi Engel und Schlagzeuger Michael Keul. Und ohne lang zu fackeln legte der Maestro los mit Cy Coleman‘s „Witchcraft“. In gewohnt geschmeidiger Manier blies er sein Horn, säuselte mit luftig leichtem Ansatz seine Melodien ins Kellergewölbe, erzählte mit vibratoreichem Ton Geschichten voller Melancholie und Zuversicht. Diese Art zu spielen ist das Markenzeichen dieses alten Hasen, der eigentlich gerade erst im Rentenalter angekommen ist, den man aber ohne Zweifel schon heute als einen der großen Veteranen klassifiziert. Ab dem ersten Ton hielt er das Publikum bei der Stange. So was hat nicht jeder drauf. Es ist diese unglaublich schmeichelnde Präsenz seines Tones, mit der er die Leute fesselt und begeistert. Hamilton ist in Neuburg kein Unbekannter. Jeder regelmäßige Clubbesucher kennt ihn und deswegen ist es immer das gleiche: bei jedem seiner Gastspiele füllt er die Reihen bis auf den letzten Klappstuhl.

Und wie er in den Spielpausen so lässig dasteht, eine Hand im Hosensack, die andere am Saxophon, und dabei die Besenarbeit zum Solo des Pianisten genießt – das hat was. Der Schlagzeuger leistete ganze Arbeit, indem er immer nur so laut spielte, dass Pianist oder Bassist bei ihren Soli gut zur Geltung kamen. Er hantierte federleicht mit dem Besen und diesen wattierten Schlegeln und bereitete so das Fundament für diese coole Musik. Außer Besen nichts gewesen? Mitnichten. Denn wenn die Literatur es verlangte, wechselte er sein Werkzeug und dann war Feuer im Stick. Dann ging die Post ab mit flirrenden Höchstleistungen des Pianisten und feurigen Griffbretteskapaden des Tieftöners. Bassist Rudi Engel – immer ein Hinhörer. Grandios, wie sich die Vier anstachelten und ergänzten. Hamilton hat mit diesem bärenstarken Trio schon mehrere CDs eingespielt – mal als Quartett oder zusätzlich mit anderen Musikern. Da wurde gegenseitiges Vertrauen entwickelt, das spürte man.

Das Publikum jubilierte am lautesten bei den schnellen Nummern, aber wie so oft war eines der Glanzstücke eine Ballade, nämlich „Lotus Blossom“ von Billy Strayhorn, ein stiller Höhepunkt, bei dem Bernhard Pichl’s feinsinnige Tastenkunst unsere Herzen dahinschmelzen ließ.

Ein Abend fürs Jazzherz, der gelungener nicht sein konnte. Bravo Scott, Bernhard, Rudi und Michael. Beim nächsten mal sind wir alle wieder dabei. Ganz sicher.