Sandro Roy & Unity Band | 01.10.2022

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Dem Status eines Nachwuchsmusikers, gar eines Wunderkindes ist der – doch erst! – 26jährige Sandro Roy inzwischen deutlich entwachsen. Von der musikalischen Reife des Gypsy-Geigers legte sein Konzert im Neuburger Birdland beredtes Zeugnis ab.

Bei aller formalen und klanglichen Unverwechselbarkeit gibt der Gypsy-Jazz, erster und nach wie vor markantester Beitrag Europas zum breiten Strom der Jazztradition, nach wie vor genügend Spielraum für individuelle musikalische Kreativität und Eigenständigkeit. Sandro Roys Geigenspiel wandelt zwar hörbar auf den Spuren der großen Vorbilder, allen voran Stephane Grappelli, nähert sich aber der Musik der Altvorderen in einer stets individuellen Herangehensweise, rührt nicht in der Asche, sondern trägt die Fackel weiter.

Weite Teile des Konzerts bestreiten Sandro Roy und seine Unity Band mit eigenen Kompositionen. Die können neben den klug gewählten Standards durchaus standhalten, darunter Django Reinhardts »Swing `42«, Stevie Wonders »You Are The Sunshine Of My Life« oder – an der Gitarre auf den Spuren Wes Montgomerys – Monks »Rond Midnight«. Mit »Funky in E« etwa aus der eigenen Feder, der Ballade »Precious Life« oder dem »Bayer Kul-tur Swing« zeigt Roy die Bandbreite zwischen Tradition und Moderne plastisch auf.

Die Unitiy Band wartet mit erlesenen Musikern der Szene auf, dem phänomenalen, mit allen Wassern des Hudson River gewaschenen Boris Netsvetaev am Piano, dem markant Halt gebenden, stark groovenden Stefan Rey am Bass und dem weidlich für harmonische und rhythmische Finesse sorgenden Sven Jungbeck an der Gitarre.

Sandro Roys Geigensound ist kraftvoll und klar, er zeugt neben dem klassischen Hintergrund von Selbstbewusstsein, Temperament und Gespür. Das spricht wie seine stilistische Souveränität dafür, dass nicht nur seinem kleinen Neffen, dem er »Open Future« gewidmet hat, sondern auch ihm selbst die Zukunft ohne jeden Zweifel weit offen steht.