Philippe Loli Barock & Jazz Trio
(Im Rahmen der 75. Neuburger Barockkonzerte) | 07.10.2022

Neuburger Rundschau | Peter Abspacher
 

Der Gitarrenvirtuose Philippe Loli aus Monaco ist in der Ottheinrichstadt hochgeschätzt, als Dozent bei der Sommerakademie und durch fulminante Konzerte im Birdland-Keller. Im Trio aber mit seinem Sohn Giuliano Loli und mit dem Geigen-Virtousen Mathias Well lieferte der Altmeister eine bemerkenswerte, begeisternde und in vielen Passagen regelrecht fetzige Premiere.

Vater und Sohn Loli haben noch nie gemeinsam auf einer Konzertbühne gestanden, Loli der Ältere und der junge Mathias Well auch nur selten. Zu Beginn ist dieser Reiz des Neuen auch als Herausforderung spürbar, Well und Philippe Loli brauchen ein wenig, um sich wirklich frei zu spielen.

Aber dann legen alle drei souverän los und nehmen die Zuhörer auf eine spannende Reise mit. Unterwegs hat es Guiliano Loli manchmal nicht leicht, sich in diesem Trio zu behaupten. Die Stücke sind so angelegt, dass der Pianist nicht mit großen Soli brillieren kann, eher liegt der Schwerpunkt bei der Gitarre und der Violine.

Samba Maria, Bossa de Janeiro, Blue Waltz, „Schlager“ von Django Reinhardt – diese Edelsteine des Jazz funkelten an diesem Abend in allen Farben, mit voller Emotion gestaltet und in einer gelegentlich überschäumenden Lust zum prallen Musikvergnügen verwandelt. So viele rasante, absolut saubere Doppelgriffe auf einer Violine sind nicht oft zu hören, und derart verrückte Pizzicato-Knaller mit sämtlichen Fingern außer den Daumen auch nicht. Manchmal könnte man glauben, da sei noch ein zweiter Geiger unsichtbar mit von der Partie. Und was Philippe Loli auf seiner Gitarre alles anstellt, mit einer noblen, unglaublich präsenten Art bringt die Samba- und Bossa-Klassiker zur vollen Blüte.

Eine ganz andere, fast gegensätzliche Welt scheint in den Barock- Adaptionen auf, die sich das Trio für diesen besonderen Abend ausgesucht hat. Die Werke von Johann Sebastian Bach, Johann Pachelbel und auch von Antonio Vivaldi gründen auf strengen Regeln. Kontrapunkt, Harmonielehre, auch Mathematik spielen eine Rolle. Zugleich steckt aber eine universelle Substanz in diesen Werken – der berühmte Pachelbel-Kanon etwa wird immer wieder in Musikstilen aller Art zitiert, bis hin zu Pop und Schlager. Auch wenn die meisten nicht merken, wer da die Finger mit im Spiel hat.

Diese Freiheit des Aneignens und der Verwandlung hat sich das Philippe Loli Barock & Jazz Trio auf das Schönste herausgenommen. Beim Largo aus dem Winter der Vier Jahreszeiten noch in eher vorsichtiger Manier, schon etwas mutiger bei der Klavier-Komposition von Giuliano Loli über ein Bachthema. Wirklich spannend kam die Loli-Variante des Pachelbelkanons auf die Bühne. Die Kunst des Zitierens im kreativsten Sinn, des Verdichtens und vor allem die flotten Eingriffe über den Rhythmus machten aus einer Barock-Ikone ein Jazz-Erlebnis. Ein starker Auftritt im proppenvollen Birdlankeller zum Jubiläum der Neuburger Barockkonzerte.