Zumindest ab und zu braucht man das als eingefleischter Jazzfan. Dann muss die Säge sägen! Ein abenteuerliches Konzert im freien Spiel der Kräfte boten Samuel Blaser, Marc Ducret und Peter Brunn den Freunden avantgardistischer Klänge im Birdland Jazzclub. Das ist zwar nicht jedermanns Sache, setzt jedoch Im-pulse weit über den Tag hinaus.
Überraschung war Programm an diesem denkwürdigen Abend, an dem es keine Sekunde Stillstand gab. Posaune, Schlagzeug, Stromgi-tarre: Das grumpft und gurgelt, faucht und schmaucht, zischt und grummelt, grollt und rollt, säuselt und singt, sägt und grellt.
Die Musik zieht mal versonnene Linien über dichtem, auch klang-lich ungemein variablem Rhythmusteppich, entschleunigt fast ins nur mehr schwebende Nirvana, wartet dann wieder auf mit berau-schendem Tempo und vollkommen unberechenbarer Bewegung. Dabei sorgt die Inspiration im triangulären Austausch für jede Menge interaktive Blitze, die in den Spannungsbögen hin und her ge-schleudert werden.
Im Tanz der Elementarteilchen verschwimmt immer wieder mal auch die Grenze zwischen Klang und Geräusch, löst sich auf in kaum mehr fassbare, fantasievolle Hörbilder.
Bei aller Loslösung von vordergründig erkennbaren Konzepten, bei allen Haken und Ösen, bei aller Erwartungsverweigerung in-des spielt das Trio ungemein dicht zusammen, mit höchster Prä-zision, Konzentration und Bindung. Avantgarde bildet zwar nicht den Mainstream von morgen ab, aber sie setzt die Impulse, die das Salz in der Suppe bilden und den Stoff geben für die Hörge-wohnheit der Zukunft.