Samo Salamon Quartet | 20.05.2007

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Zum Saisonabschluss eine ordentliche Dosis Starkstromjazz! Es ist das Vorrecht der Jugend, die angestammten Pfade zu verlassen, einfach mal auszuchecken, was wäre wenn. All jenen, die da meinen, der wahre Jazz bestehe in der Pflege von America’s classical music, sei dieser Gitarrist aus Slowenien samt seinen Kombattanten wärmstens ans Herz gelegt. Samo Salamon zeigte im Birdland, was es heißt, den heißen Ritt auf der E-Gitarre vom Rockpalast in den Jazzclub zu verlegen und mit dem coolen Understatement und der intelligenten Musikalität des Jazz zu veredeln.

Natürlich war es ein Jazzkonzert! Mit allen Haken und Ösen, die die Moderne zu bieten hat, mit vertückten Grooves, vertrackten harmonischen Kapriolen, überraschungsgeladener Melodiosität, mit heart and soul, avantgardistischer Neugier und leidenschaftlichem Spürsinn. Musik aus der aktuellsten Jazzszene des Planeten, aus New York, wo sich Samo Salamon, der Jungspund aus Maribor in Slowenien, binnen kurzem einen ausgezeichneten Ruf erobert hat. Umtriebig, produktiv, getrieben, virtuos gehört er zu jener Garde junger Gitarristen, die Neuland betreten, ihrem Instrument neue Töne entlocken, die urplötzlich die gewohnten Laufwege ändern, die für jede einzelne Note den Kick abseits der ausgetretenen Pfade suchen.

Dem steht in nichts nach Donny McCaslin am Tenorsaxophon. Der Senkrechtstarter hebt ab in offensivem Powersound, explosiv, blitzgeschwind, wendig, kantig, feuertrunken, „Up And Down“ auf der Achterbahn. Als treibende Energiequelle im Maschinenraum fungieren John Hebert am Bass und Gerald Cleaver an den Drums, funky, tricky, mit atomaren Grooves, ein wahres Kraftwerk aus schierem Puls.

Nirgends ist Stillstand, alles fließt in einer Weiterführung der Jazzgeschichte, die aus Hardbop, Jazzrock, Avantgarde ihr eigenes neues Ding drechselt. Am Abend zuvor war mit Coco Schumann einer der Gründerväter des nachkriegsdeutschen Jazz zu erleben, auch er an der Gitarre. Dass der Birdland Jazzclub die Frühjahrssaison mit zwei solchen Antipoden des Jazz beschließt, zeigt einmal mehr die Bandbreite einer faszinierenden Musikgattung, beweist auch den weiten Horizont des hiesigen Clubs. Das ist gut so!