Coco Schumann Quartet | 19.05.2007

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Eine wahre Zeitreise erlebten die Gäste des Birdland Jazzclubs. Coco Schumann, Jazzer der ersten Stunde des befreiten Deutschlands, ließ sie teilnehmen an einem langen, erfüllten Musikerleben. Waren möglicherweise einige erschienen um einen KZ-Überlebenden zu sehen, der an der Todesrampe von Auschwitz Gitarre gespielt hatte, konnten sie um so überraschter wundervollen, swingenden Jazz hören.

Das Coco Schumann Quartet, mit Schumann selbst an der Gitarre, Thomas Koch am Bass, Sven Kalis am Schlagzeug und Karl-Heinz Böhm an der Flöte, am Tenorsaxophon und als Sänger, spielte längst Bekanntes vertraut und doch ganz lebendig neu. Dabei reichte das Repertoire des feinsinnigen Quartetts vom brasilianischen Samba bis zum amerikanischen Evergreen, vom „Girl from Ipanema“ zu „Georgia on my Mind“. Antonio Carlos Jobims „Samba de una nota“ verzauberte genauso wie Will Hudsons „Moonglow“, „Stompin‘ At The Savoy“ mit ebensolchem swing wie „There Will never Be Another You“. Die vier Musiker scheinen einen zeitlosen Ort jenseits allen Weltgetümmels gefunden zu haben. Leichtigkeit und Tiefgang finden zueinander in „Day by Day“ oder in Coco Schumanns Lieblingsballade „The Autumn leaves“. Nach der „kurzen italienischen Pause – fünf Minuten“ gings dann weiter mit Duke Ellingtons „I´m beginning to see the light“, so optimistisch, frei und lässig wie klischeefrei. Coco Schumann spielt die Gitarre auf eine alterweise ökonomische Art, technisch nach wie vor variabel und versiert, keine Note zuviel, jede Note erfüllt mit Leben, Wärme und jener Essenz, von der Duke Ellington seinerzeit feststellte: „It Don’t Mean A Thing, If It Ain’t Got That Swing“! Die Band steht mit coolem Understatement zur guten Sache, luftig, süffig, relaxed und laid back. Wenn Coco Schumann den „Stripper Blues“ anstimmt, dem Zauber des „Exotic“ huldigt oder sich auf die „Sentimental Journey“ begibt, weht jener schummrige Schimmer durch den Club, welcher der guten alten Zeit ihr Flair gab in jenen befreiten Tagen am Beginn der Republik. Trotz allem und allem zum Trotz.