Nils Wülker Group | 18.05.2007

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Um den deutschen Jazznachwuchs braucht man sich wirklich keine Sorgen zu machen. Das bewies am Freitag die Nils Wülker Group im Birdland Jazz Club. Mutig und selbstbewusst – und das mit vollem Rech – bringt der erst 29 Jahre alte Nils Wülker an der Trompete und am Flügelhorn mit seinen superben Begleitmusikern ausschließlich Eigenkompositionen auf die Bühne. Und hier möchte ich gleich mal eine Lanze für die Romantik im Jazz brechen.

Vom ersten Ton des Konzertes an fühlt man sich wohl, ja geborgen. Mit seinem Flügelhorn malt, bzw. bläst Wülker Landschaftsbilder mit enormer Tiefenwirkung in den Raum. Die nordisch angehauchten Balladen erinnern ein bisschen an Jan Garbarek oder Nils Petter Molvaer ohne jedoch deren Stil zu kopieren oder sich anzubiedern. Wülker ist auch ein großartiger Songschreiber und Arrangeur, der es versteht betörende Melodienbögen zu kreieren, ohne dabei ins Süßliche abzugleiten.
Bei Stücken wie „Fading Mountains“ oder dem großartigen „Ankor Encor“ das mit variantenreichen, und fulminanten Sax- und Trompetenimprovisationen gewürzt ist, kann man Landschaften und Monumente am geistigen Auge vorbeiziehen sehen. In mit klassischen Akkorden angereicherten „Fading Mountains“ oder „Safely Falling“, dem Titelstück der neuesten CD, kann man richtig entspannen, sich fallen lassen.

Natürlich kann die Band auch improvisieren oder mal richtig groovy, ja funky spielen. Neben dem großartigen Saxophonisten Jan von Klewitz tragen hierzu auch Lars Duppler am Piano, Dietmar Fuhr am Bass und Jens Dohle an den Drums einen großen Anteil bei.
Bei „Detributize“, dem letzten Stück des offiziellen Teils, wird noch mal richtig „Zunder gegeben“ und im Stakkatorhythmus peitschen sich die Musiker gegenseitig hoch. Mit „Where Life Begins“ und „Stripped“ folgen als Zugabe noch zwei wunderschöne Balladen. Die erste ist normalerweise ein Vocalstück, das aber mangels eines geeigneten Sängers in der Band -so sinngemäß erklärt von Nils Wülker- instrumental vorgetragen wird. Und man hat wieder diese Bilder vor Augen, bis man mit dem Verklingen des letzten Tons wieder in die „Wirklichkeit“ entlassen wird.