Charly Antolini’s 70th Birthday Party | 24.05.2007

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

70 Jahre Lebenszeit, 60 Jahre Schlagzeug, 50 Jahre Bühnenerfahrung, eine musikalische Geburtstagsparty mitten auf der Bühne: Charly Antolini, einer der bekanntesten Jazzschlagzeuger unserer Breiten zog sich zum 70sten keineswegs zurück ins stille Kämmerlein. In voller Öffentlichkeit feierte er sein Wiegenfest mit einem Konzert im Audi Forum Ingolstadt. Nicht weniger als fünf Bands traten auf bei Charly Antolini’s 70th Birthday Party, allesamt selbstredend unter Mitwirkung des wohl rührigsten Schweizer Exports, den die Jazzwelt kennt.

Charly Antolini ist seit Jahrzehnten ein fester Bestandteil des Jazz, spielte in den 50ern mit Fatty George und der Dutch Swing College Band, später in den Big Bands von Erwin Lehn, Kurt Edelhagen und Max Greger; er musizierte mit Sidney Bechet, Lionel Hampton und dem King of Swing Benny Goodman. Seine Schallplatte „Knock Out“ aus den 70ern gilt noch heute als Härtetest für HiFi-Boxen. Mit ungebrochener Power frönt der Mann weiterhin seiner Leidenschaft für Swing, Bebop und Latin Jazz, publikumswirksam, spektakulär, mit hohem Unterhaltungswert.

Im Audi Forum gab’s zunächst Charly Antolini’s Jazzpower, das international besetzte Stammquintett des Jubilars mit Andrei Lobanov an der Trompete, Charly Augschöll am Saxophon, Jan Eschke am Piano und Rocky Knauer am Bass. „Loose And Easy“ klingen die fünf, bringen swingenden Mainstream auf die Bühne, unangestrengt, locker vom Hocker, wenn’s sein soll auch mit Biss. Als mitreißend aufspielender Überraschungsgast solierte die junge Münchnerin Cora Brunner gleichermaßen blitzgeschwind an Saxophon und Trompete, was angesichts der völlig unterschiedlichen Anforderungen beider Instrumente an sich schon sehr bemerkenswert ist. Darüber hinaus offenbarte ihr Auftritt auch ein vielversprechendes musikalisches Potential.

Mit Scat Max Neissendorfer verbindet Charly Antolini eine schon lange Jahre währende Freundschaft. Im Trio mit Andreas Kurz am Bass kamen kultivierte Standardinterpretationen zu Ehren, denen Neissendorfers Stimme mehr als nur einen Touch Eleganz mitgab. Frauenpower dann mit Gail Anderson: Die Sängerin überraschte mit dem selten gesungenen „Well You Needn’t“ von Theolonious Monk, hauchte „Skylark“ ins Rund des museum mobile, genoss mit Charly Antolini die schöne Seite des alltäglichen Blues: „Every Day I Have The Blues“.

Elf Jahre lang trommelte Antolini im Orchester von Max Greger. Dessen Sohn Max Greger Junior, seinerseits ein beachtlicher Jazzpianist mit feinem swingfeeling, überbrachte unterstützt von Rocky Knauer und Cora Brunner herzliche musikalische Geburtstagsgrüße, bevor der Benny Goodman Summit eine durchaus veritable Big Band auf die Bühne stellte. Da gab’s dann mit dem Special Guest Bernhard Ullrich an der Klarinette etliche Hits, darunter „Airmail Special“, „Sing, Sing, Sing“ und „Flyin Home“, ganz zum Schluss den „C-Jam-Blues“ von allen beteiligten Musikern und ein herzliches „Happy Birhday“ vom Publikum.

Charly Antolini’s 70th Birthday Party wurde vom Bayerischen Rundfunk mitgeschnitten. Der Sendetermin ist dem Radio-Programm von Bayern 4 Klassik zu entnehmen. Das Konzert wird zudem als vierte CD der Edition „Jazz auf Reisen“ erscheinen, die von der Audi AG, dem Bayerischen Rundfunks und dem Birdland Jazzclub gemeinsam herausgegeben wird.