Roy Hargrove Quintet | 20.11.2014

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Beim 4. Birdland Radio Jazz Festival jagt ein Highlight das nächste. So gastierte gestern das Roy Hargrove Quintet im rappelvollen Jazzkeller. Und der smarte Bandleader an Trompete und Flügelhorn konnte seinen Vorschusslorbeeren voll gerecht werden. Was er an diesem Abend mit seinem Quintett im Birdland bot, ist im Bereich des modernen Hard- u. Bebop schlicht das Beste, was es gibt.
Wobei sich die Band natürlich nicht nur auf dieses Genre beschränkt. So fließen auch Blues, Swing, Ragtime und vor allem lateinamerikanische Rhythmen mit ein.

Hargrove ist zwar formell der Leader; seine Bandkollegen Justin Robinson am Saxophon, Sullivan Fortner am Piano, Ameen Saleem am Bass und Quincy Phillips an den Drums fungieren aber als gleichberechtigte und gleichwertige Partner und bilden zusammen eine vollkommene Einheit.
Die mit lässigem Drive dargebotenen Standards wie „Close Your Eyes“, „I Didn’t Know What Time it Was“ oder „Without A Song“ erstrahlen in der Interpretation dieses Quintets in neuem Glanz.

Bei den rasanten Hard- u. Bebopstücken übernehmen Hargrove und Robinson meist die Melodienführung; mal zweistimmig, mal in call & response Art oder solo. Bei den Improvisationsteilen fallen vor allem die eruptiv, fast in freejazzige Bereiche sich steigernden Solos von Robinson auf. Dagegen hält sich Hargrove für seine Verhältnisse schon fast vornehm zurück. Wobei wir bei den wunderschönen Balladen sind, die dieser mit gedämpfter Trompete und vor allem mit dem Flügelhorn zelebriert; eben mit vornehmen, edlem Ton. Eine ähnlich feine Klinge führt auch Sullivan Fortner am Piano mit seinen raffinierten Melodienfolgen und teilweise nur hingetupften Akkordsprenkeln.
Dass dieses taffe Ensemble auch Sinn für Humor hat, bewies es nach der heftig erklatschten Zugabe, als sie im Stil einer Marching Band, nach und nach über die Gewölbetreppe entschwanden.