Rosebud Trio feat. Beate Sampson | 01.12.2007

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Geoff Goodman ist ein äußerst eigenwilliger Musiker. Abseits von jeglichem Mainstream sitzt er zwischen allen Stühlen, wo er sich auch noch hörbar pudelwohl fühlt. Wenn einer zwischen engagierter Jazz-Avantgarde und eher schräg gestelltem Oldtime-Jazz, Tabla and Strings, griechischer Folklore und amerikanischen Cowboysongs, Folk, Country und Blues oszilliert, kann dabei leicht Chaos entstehen – oder aber jene kreative Alchemie, für die Geoff Goodmans Rosebud Trio steht.

Beispiel? In Sun House’s Blues „Death Letter“ über die verpassten Gelegenheiten des Lebens entspringt dem Banjo, jenem denkbarst amerikanischen Instrument, ein deutlich orientalisch inspiriertes Solo. Dabei setzt Goodman die Suche nach den eigenen musikalischen Roots immer wieder in einen aktuellen, auch politischen Kontext, etwa, wenn der alte Gospelsong „Down By The Riverside“ programmatisch mit der Zeile eingeleitet wird „Ain’t gonna study war no more …“, oder der „Deadline Blues“ mit direkten musikalischen Anspielungen auf die kriegerischen Konflikte im Nahen Osten aufwartet.

Im Mittelpunkt des Abends steht die Musik, die mit den Newport-Festivals der frühen 60er Jahre ein gut Teil zur Politisierung junger Menschen in den 60ern beitrug. Die Erinnerung gleicht zuweilen der mühsamen Suche auf dem Speicher nach Gültigem, Bleibendem, Wahrem im Lauf wechselnder Zeiten. Dazu passt die merkwürdige Instrumentierung mit Posaune, Saxophon und Gitarre, in der Schwerfälligkeit und Bewegung, Mühe und Vorwärtskommen, Fluss und Verharren sich in herrlich reibenden Klangfarben mischen. Da wird Bob Dylans „Maggie’s Farm“ mit heftig elektrifizierter Gitarre auf Trip-Tempo defragmentiert, während kurz darauf Goodmans Instrumental „Newport 1965“ die ungeheure Aufregung lautmalerisch beschreibt, die damals einen Paradigmenwechsel in der amerikanischen Popmusik begleitete.

Geoff Goodman, Gitarre und Banjo, Johannes Herrlich, Posaune, und Till Martin, Saxophon, widmen sich mit viel Liebe und Empathie den alten Songs. Die Sängerin Beate Sampson schlüpft mit überzeugender Stimmlichkeit in die Rollen der klagenden Landarbeiterin, Bluesröhre, Voodoofee, psychedelischen Fata Morgana, Schlafliedmama, blutrünstig Liebenden, „Pretty Paula“ und „Darling Cora“. Eine letzte Spur Feinschliff braucht das Ganze noch, ein wirklich aufregendes Projekt ist das Newport-Project des Rosebud Trio bereits jetzt allemal.