Rosario Giuliani Quintet | 17.10.2008

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Wenn man ihn als einen Musik-Verrückten bezeichnen würde, könnte man kaum Widerspruch erwarten von Rosario Giuliani, dem schneidigen Berserker saxophonister Raserei. Der Italiener ist wie besessen von seinem Instrument, lotete beim Konzert im Neuburger Birdland einmal mehr alle Möglichkeiten mit immenser Intensität aus.

Rosario Giuliani liebt schnittige Läufe, den Blues, Ecken und Kanten, nicht zuletzt brennende Feuerstöße. Der überragende Techniker am Altsaxophon, der bereits vor zweieinhalb Jahren ein brillantes Feuerwerk Bebop-inspirierter Postmoderne in den Keller unter der Hofapotheke gefeuert hatte, spielt mit Karacho, Tempo, Energie und Seele. Dabei ist Geschwindigkeit alles andere als Blendwerk. Im rasanten Schwung steckt vielmehr Substanz, Intelligenz, Charakter, Auseinandersetzung.

Mit Flavio Boltro an der Trompete hat Giuliani einen zweiten Solo-Zündler an der Seite, dessen schiere Starkstromenergie durchs Gewölbe züngelt mit funkenstiebender Lust am Risiko. Jeder in der Band hat genügend Zunder auf der Pfanne um dem Birdland ordentlich einzuheizen, allein, zu zweit, zu fünft. Pietro Lussu lässt aus nur äußerlich cooler Glut des Bösendorfers Flammen in die heiße Luft fächeln, angeheizt durch Luca Bulgarelli am Bass und Benjamin Henocq am Schlagzeug, die an der Esse dafür sorgen, dass der Hexenkessel immer weiter brodelt. Darin ein wahres Lebenselixier für alle Fans lebendiger Musik!