Rosario Giuliani Quintet & Joe Locke | 27.04.2013

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Ein wahres Kraftpaket! Rosario Giuliani verfügt über eine derartige Energie, dass der Jazzkeller schier zu brennen scheint. Mit Tempo, Technik, Taktik und Gefühl bläst er so manchem braven, klassisch geprägten Neobopper seine sprudelnden Soundgirlanden und High-Speed-Läufe nur so um die Ohren. Was aus dem Saxophon des Mannes aus Terracina im Latium dampft, kann mit dem Kühlturm eines Atomkraftwerks locker mithalten. Der kleine, drahtige Italiener mit den schier unerschöpflichen Lungen bläst bei seinem vierten Gig im Birdland nicht mehr ganz so rau wie bei früheren Gelegenheiten, an Dynamik mangelt es dennoch in keiner Sekunde.

Die Band dazu: Roberto Tarenzi am Bösendorfer mit bluesigem Touch und viel Sinn für die Tradition, Daryll Hall am Bass mit soliden Fundamenten und Joe Labarbera mit jenem melodiebewussten, elastischen Groove, der ihn seit Jahrzehnten zu einem der gefragtesten Drummer des Planeten macht.

Für den Sternenstaub sorgt Joe Locke: Der Vibraphonist aus Palo Alto in Kaliforniensetzt die Metallstäbe seines Instruments weniger in sanfte Schwingung als er ihnen hellwach und mit fast schlagzeugartigen Druck und in einem Wahnsinnstempo fast trocken funkelnde Klangsprünge entlockt.

Besonders faszinierend: Dass da fünf Musiker, die eigentlich aus ganz verschiedenen Jazzecken kommen, so wunderbar unverkrampft zusammenspielen. Beispiel? Das rasante Unisono in Giulianis „Vertical Voices“! Daumen hoch für einen solchen musikalischen Senkrechtstart!