Evan Christoper’s Django à La Créole | 03.05.2013

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Der Einstieg war ein wenig trügerisch: In getragenem Tempo begann Evan Christopher sein Konzert, das dann jedoch unversehens Fahrt aufnahm, in bester New Orleans Manier vom Trauermarsch zum fröhlichen Rückweg. In eher ungewohntem Setting mit Klarinette, zwei Gitarren und Kontrabass wurde die Brücke geschlagen zwischen New Orleans und Paris, der neuen und der alten Welten, Dixieland und Gypsyjazz, Django Reinharts „Douce ambiance“ im Habanera-Rhythmus und Hoagy Carmichaels erster Komposition „River Boat Shuffle“, geschrieben für Bix Beiderbecke: Evan Christopher’s Django à la Creole zeigten, wie eng die Traditionen zusammenhängen.

Jelly Roll Morton kam zu Ehren aus der absoluten Pionierzeit des Jazz mit „Mamita“ in mal lyrischem, mal fast rotzigem Klarinettenton, elegant und vital wie Mortons „Sweet Substitute“ in bluesverhangener Glut.

Sehr feine Soli waren da zu hören, nicht nur vom Bandleader. Auch der Australier Dave Blenkhorn an der Gitarre konnte brillieren und, bei allem Tempo und Spielwitz, vor allem durch eine überaus sensitive Ader imponieren, die seine Single-Note-Linien durchzog.

Django à la Creole: An den ersten derartigen Brückenschlag anlässlich einer Begegnung Django Reinhardts mit Duke Ellington erinnerte Djangos „Dinette“. Einmal mehr berührte Evan Christophers differenzierter Klarinettensound, erfreute die Herzen der Fans mit tänzerischer Präsenz und weich gezeichneten Melodien. Beeindruckend, wie in Rex Stewarts Blues „Solid Old Man“ Sebastian Girardot den Bass zum Tanzen brachte.

Nichts ging ohne Drive und Groove: Für beides sorgte der Londoner Rhythmusgitarrist Dave Kelbie so unauffällig wie wirkungsvoll. „Delta Bound“, „One For Duke“, „Mood Indigo“ und „The Mouche“ zelebrierten Duke Ellington, einen der wohl amerikanischsten Jazzkomponisten, u.a. „Nuages“, Django Reinhardts berühmteste Komposition, den Urvater des europäischen Jazz.

Es war eine gelungene Mischung aus Ballads, Burners, Blues, stimmig und mitreißend in Tempo, Groove und Atmosphäre. Über allem schwebte neben dem Geist der Väter der Sound der Klarinette mit swing, soul und Finesse, Temperamt, Sentiment und jener Leichtigkeit des Seins, in der das beharrliche Ausbleiben der Frühlingssonne fast erträglich scheinen mochte.