Rosario Giuliani – Luciano Biondini Quartet – „Cinema“ | 26.11.2016

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Ganz zum Schluss, bei der Zugabe schließt sich der Kreis zu berückender Schönheit: Da sitzen Rosario Giuliani und Luciano Biondini einander gegenüber auf der Bühne, spielen zuerst das Thema aus „Zwei glorreiche Halunken“, dann sanft, sacht und berührend „Jill’s Theme“ aus „Spiel mir das Lied vom Tod“.

Der Saxophonist und der Akkordeonist gaben mit „Cinema Italia“ eine hinreißende Vorstellung im Neuburger Birdland Jazzclub, in zwei zauberhaften Sets begleitet von Enzo Pietropoli am Bass und Michele Rabbia am Schlagzeug.

Was wäre der Film ohne die Magie der Musik? Während ersterer ohne letztere saft- und kraftlos würde, steht die Musik auch für sich selbst. Nicht selten formt sie in ihrer eigenen Weise das Grundgerüst der Story. Besonderen Einfluss auf die Filmmusik der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts hatten italienische Komponisten, allen voran der 1979 verstorbene Nino Rota – u.a. „La Stada“ und „Der Pate“ – und der inzwischen 98jährige Ennio Morricone, der erst jüngst noch einen Oscar für die Musik zu Tarantinos Film „The Hateful 8“ erhielt.

Das Quartett auf der Bühne des Birdland freilich hat nichts im Sinn mit dem martialen Männlichkeitswahn und dem zynischen Nihilismus der Westernwelt. Den Musikern liegt in ihren Interpretationen und Improvisationen viel stärker daran, den Charme, die Phantasie, die Imaginationskraft und die Schönheit der Musik offenzulegen. Immer wieder gibt diese ja den Filmen jenen Subtext mit, der dem äußeren Schein widerspricht und das harte Geschehen mit dem Anspruch der Humanität konfrontiert. Auch die eigenen Stücke fügen sich diesem Grundansatz.

Rosario Giuliani besticht am Saxophon einmal mehr – er war ja schon häufiger im Birdland zu erleben – durch stupende Virtuosität, diesmal freilich weniger durch Tempo denn durch sein einfühlsames Timbre. Einen ganz eigenen, heimeligen, im positiven Sinne nostalgischen Touch europäischer Prägung gibt Luciani Biondinis chromatisches Knopfakkordeon. So sammeln sich im Cinema Italia Sehnsucht, Liebe und Leidenschaft.