Eine mitreißende Mischung aus Roma-Folklore, Jazzstandards und Eigenkompositionen bot das Romeo Franz Ensemble im Birdland Jazzclub. Als Stargast gab „Big Papa Joe“ Bawelino eine begeisternd gestaltete musikalische Visitenkarte ab.
Er lebt mit seiner Gitarre Tag und Nacht, hat sie beim Schlafen neben seinem Bett stehen und behandelt sie im wachenden Zustand mit inniger Liebe. Joe Bawelino dürfte inzwischen einer der Besten seiner Zunft sein, ein kompaktes Bündel aus Energie, Lebenslust und Eigensinn. Sein Gitarrenspiel ist wendig und flüssig, vertrackt und kantig zugleich. Da sitzt er auf der Bühne, ein freundlich-widerborstiger Dickkopf mit Spaß an der Freud, der es so manchen intellektuellen Schöngeistern ebenso zeigt wie den unbeschwert fußwippenden Lagerfeuerromantikern. Sein frisch perlendes Single-Note-Spiel scheint phantasievoll und hingegeben jeden einzelnen Ton zu liebkosen, seine rasanten Akkordwechsel lassen ein ganzes Gitarrenorchester erklingen, seine rollend wogenden Rhythmen treiben die Lebensgeister auf Hochtouren. Da wird sogar der unvermeidliche und unverwüstliche Gassenhauer Sweet Georgia Brown zu einem unerhörten Erlebnis. Mit allen Wassern gewaschen – sogar die Gitarrenmechanik wird zur Melodiebildung genutzt – bürstet Bawelino so manches Klischee gegen den Strich und schickt dabei sein Publikum und seine musikalischen Mitstreiter wie mit einem fliegenden Teppich auf die Reise.
Das Romeo Franz Ensemble überzeugt mit durch und durch authentischem Swing. Die lebhaft wogenden Rhythmen von Unge Schmid an der Rhythmusgitarre und Thomas Stützel am Baß unterlegen das Geschehen. Leader Romeo Franz spielt die Geige mit eher herbem doch lebhaftem Strich, erzählt Geschichten aus dem Leben, läßt Nachdenkliches und Melancholisches ebenso erklingen wie tänzerische Leichtigkeit, fängt aber gleichzeitig jede aufkommende Sentimentalität auf in Temperament und freundlicher Gelassenheit.
Das Romeo Franz Ensemble und Joe Bawelino stehen in einer großen Tadition des europäischen Jazz. Sie haben den Stab aufgenommen und tragen ihn weiter. Aber hallo!