Roman Schwaller Quartett | 02.05.2025

Donaukurier | Karl Leitner
 

Vor 25 Jahren sei er zum letzten Mal im Neuburger Birdland Jazz­club zu Gast gewesen, sagt Roman Schwaller, in der Schweiz geborener, dann in München und jetzt in Wien le­bender Tenorsaxofonist, und er denke gerne an die Zeiten damals zurück. Sein Konzert nach so langer Zeit wird denn auch eines mit vielen Erinnerungen an Kollegen, Anekdoten und ganz persönli­che Lieblingsstücke.

Zusammen mit ihm, den man auch von seiner Mitgliedschaft in der NDR Big Band und im Vienna Art Orchestra kennt, sind seine langjährigen Wegge­fährten Thomas Stabenow am Kontra­bass und Schlagzeuger Mario Gonzi so­wie der junge Matyas Bartha am Klavier mit von der Partie und sorgen dafür, dass die gut zwei Stunden im Birdland für das Publikum zu überaus erfreulichen und mitreißenden werden, denn das Quartett zeigt sich sehr inspiriert und gut aufge­legt, allen voran Schwaller selber, der mit trockenem Humor von der Bühne herunter witzelt und sich als im Main­stream und im Modern Jazz gleichfalls verankerter Musiker outet, der bewusst auf gekünstelte Spielereien verzichtet, dessen gleitende und spannende solisti­sche Linien ohne plakativ eingesetzte Ef­fekte auskommen und dafür von klarem Sound geprägt sind. In Jimmy Woode’s „Broadway“, das er zusammen mit Kol­lege Stabenow 1987 für ein Mel Lewis-Album eingespielt hat, liefert er ein bei­spielloses Solo ab, vielleicht sogar sein schönstes an diesem Abend, und der bes­tens aufgelegte Matyas Bartha tut es ihm gleich danach bei Duke Pearson’s Balla­de „I Know You Care“ gleich.

Schwaller’s Faible für Thelonious Monk wird im ersten Set deutlich, als er dessen „Trinkle Tinkle“ und „Ruby, My Dear“ spielt. Anschließend taucht er mit der Meyer/Bretton/Edward-Koprodukti­on „For Heaven’s Sake“ und Dave Bru­beck’s „In Your Own Sweet Way“ in die Welt des Cool Jazz ein, erweist schließ­lich zum Ende des Konzerts hin Horace Parlan mit „Arrival“ und Cedar Walton mit „Head And Shoulders“ und damit den Siebziger Jahren seine Reverenz und verbeugt sich auch vor dem legendären Johnny Griffin, mit dem er etliche Jahre zusammenarbeitete.

In der Hauptsache geht es an diesem Abend um Adaptionen, aber das dem Drummer Jimmy Cobb gewidmete „The Loco-Motif“ aus seiner eigenen Feder, das durch die eigenwillige Verbindung des Mitgröl-Songs „Happy Birthday For You“ mit absolut schräger Harmonien zu einem rasanten Bebop-Knaller wird, ist dann doch ein Beleg dafür, dass er auch als Komponist etwas zu sagen hat, auch wenn er diesen Trumpf an diesem Abend im Birdland nicht wirklich ausspielt. Da­für öffnet er freilich damit schon wieder ein eigenes Kapitel seines Erinnerungs­albums, denn zusammen mit Cobb gas­tierte er 1996 im Birdland-Keller.

Dass Schwaller als Kind zusammen mit Tausenden seiner Altersgenossen mit der Blockflöte angefangen hat, zu Beginn seiner Karriere eigentlich Klarinettist war und in seiner Jugend Mozart und Weber spielte kommt ebenso wenig zur Sprache wie seine zwischenzeitliche Tä­tigkeit als Fallschirmspringer. Das ist auch nicht nötig, denn seine Biografie ist eh schon randvoll mit Musik und Ge­schichten rund um die Musik. Und um die geht es. Wenn diese dann auch noch persönlich vom Protagonisten so char­mant verpackt werden wie an diesem Abend, hat das schon eine ganz besonde­re Note.