Roland Balogh & Jermaine Landsberger Quartett | 18.01.2013

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Immer gut für eine Überraschung: Dass Jermaine Landsberger, der auf seine Herkunft stolze Sinto, beharrlich jegliches Klischee des Gypsy Swing auslässt und sich dem modernen Jazz verschrieben hat, ist wohlbekannt im Neuburger Birdland, wo er bereits mehrfach aufgetreten ist. Vom klassischen Flügel zur Hammond-Orgel, von Rio nach New York reicht seine musikalische Heimat. Mit handverlesenen Partnern hat er bereits gespielt, unter ihnen die Gitarrenlegende Pat Martino, im Birdland mit Bireli Lagrene, Paulo Morello, Helmut Kagerer und Martin Taylor. Dass er neben der reinen Lehre des modern Mainstream auch funky Fusion drauf hat, zeigte er jetzt an der Seite des wunderbaren ungarischen Gitarristen Roland Balogh.

Dabei bot die Band in einer abwechslungsreichen Zeitreise in den Sound der 70er eine feine Mischung aus variablen Elementen jazziger Möglichkeiten, Groove und Feeling, Funk und Ballade, Tradition und Improvisation, Django (ein bisschen muss eben doch sein) und Bossa, Sentiment, Attacke und Blues. Da mag Guido May am Schlagzeug mit bloßen Händen oder Besen die Felle streicheln oder mit den Sticks klare Kante zeigen, Patrick Scales die Saiten des E-Basses samtig brummen lassen oder knackiger peppen, alles passt zusammen, organisch, symbiotisch, mit Energie und Kreativität, bemerkenswert für den ersten Auftritt miteinander, kompakt, geschlossen und in selbstverständlichem Miteinander.

Faszinierend die rasante rechte Hand von Jermaine Landsberger, der dem Bösendorfer so viel spritzige Energie entlockt wie er dem offensiven E-Piano-Sound des Keyboards im ehrwürdigen Gewölbe des Jazzkellers Essenz und Würze gibt.

Was schließlich Roland Balogh, der 2009 beim renommierten Montreux Jazz Guitar Wettbewerb den ersten Platz belegte, aus den Saiten zaubert, virtuos, elegant und souverän zwischen „smooth colours“ und „speed“, Gene De Pauls „You Don’t Know what Love Is“, Django Reinhardts „Babik“ und etlichen Stücken aus eigener Feder, das hält in seiner melodiösen Eigenständigkeit jedwedem Vergleich stand: Superb!