Cécile Verny Quartet | 11.01.2013

Neuburger Rundschau | Barbara Sagel
 

Wie schön sind Traditionen zumal dann, wenn sie von echter Begeisterung getragen werden. Im Neuburger Jazzclub Birdland gibt es eine solche Tradition seit 2007. Das musikalische Jahr beginnt mit dem Cécile Verny Quartet. Und wegen der großen Nachfrage wurde das Programm der Formation um die Freiburger Sängerin mit französisch-afrikanischen Wurzeln in diesem Jahr gleich an zwei Abenden aufgeführt. Doch was macht eigentlich den Erfolg dieser vielfach ausgezeichneten Band aus? Und warum eignet sie sich so gut zu einem Jahresauftaktkonzert von offensichtlich immer noch wachsender Beliebtheit? Die Antwort lautet wohl: Es liegt an der Gefälligkeit ihrer Musik. Was möglicherweise in Jazzkreisen als Beleidigung aufgefasst werden könnte, ist allerdings keineswegs abwertend gemeint. Im Gegenteil. Gefällig heißt in diesem Falle nicht seicht oder gar einfach gestrickt, sondern lediglich konsenstauglich für ein breites aber anspruchsvolles Jazzpublikum, dessen Vorlieben ja bekanntlich von free über dixielastig, jazz-rockig bis hin zu weltmusikalisch angepopt und noch viel weiter reichen können. Nun ergibt es sich beinahe zwangsläufig, dass die Sängerin einer Band das Hauptaugenmerk des Publikums auf sich zieht. Und Cécile Verny weiß ihre Rolle als Frontfrau hervorragend zu spielen. Und wahrscheinlich spielt sie gar nicht, sie ist es einfach kraft ihrer Persönlichkeit, ihrer charmant offenen Art und – natürlich – wegen der Intensität, der Qualität, des Facettenreichtums ihres Gesangs. Freier, rhythmisch inspirierter, energiegeladener Scatgesang kommt ihr scheinbar ebenso selbstverständlich über die Lippen wie der melancholisch klagende Gesang zu Texten des englischen Dichters William Blake. Höchste emotionale Dichte entsteht beispielsweise im Duett mit Bernd Heitzler an der akustischen Bass-Gitarre in „On another’s sorrow“, worin Cécile Vernys Stimme in Phrasierung und Gesamtklang an die frühe Julie Driscoll in ihren Projekten mit Brian Auger erinnert. Aber, ganz wichtig: Kein anspruchsvoller Zuhörer wäre wohl zufrieden, wenn nicht auch die Instrumentalisten des Quartetts sich für hervorgehobene Rollen eigneten. Ebenso wie der oben genannte Bassist Bernd Heitzler an Kontrabass und Bass-Gitarre mit kreativen Soli begeistert, so beweisen auch seine Kollegen Andreas Erchinger an Flügel und Keyboards sowie Lars Binder als Drummer und Percussionist große musikalische Eigenständigkeit und Expertise. Von der jeweiligen Betätigung als Komponisten sowohl einzeln als auch gemeinschaftlich nicht zu schweigen, sondern hier zu sprechen: Denn darauf beruht ein ebenfalls nicht geringer Teil des Erfolges, handelt es sich bei dem Programm der Formation doch durchweg um eigene Werke mit englischen und französischen Texten für die, neben William Blake, beispielsweise auch Cécile Verny persönlich verantwortlich ist. Kostproben der kommenden CD „Fear and Faith“, die nach den Wünschen der Plattenfirma noch nicht ganz präsentiert werden darf, machen neugierig auf das neueste Werk der vielseitigen Gruppe, das am 22. Februar veröffentlicht wird.