Roditi – Ignatzek – Rassinfosse | 31.10.2003

Neuburger Rundschau | Guido Heineck
 

Kurzweiliges Entertainment im besten Sinne wurde vom Trio um Claudio Roditi, Klaus Ignatzek und Jean-Louis Rassinfosse im Birdland-Jazzclub geboten. Enorm inspiriert und gut gelaunt sorgten die drei Künstler beim Publikum für beste Unterhaltung.
Swing, Bossa Nova und viel Humor standen auf dem Programm der drei seit Jahrzehnten an der Spitze des Mainstream-Jazz stehenden Musiker. Claudio Roditi kann und will dabei seine brasilianische Herkunft nicht verleugnen. Dass ihm der Bossa wohl in die Wiege gelegt wurde, merkt man spätestens dann, wenn der Trompeter und Sänger bei Solo-Passagen seiner Mitstreiter sanft ins Wiegen, ja fast schon ins Tanzen gerät. Und auch sein Spiel ist tänzelnd leicht. Nahezu mühelos huschen seine Finger über die Ventile und sein Ton reicht dabei von bissig wie etwa in Clifford Browns ‚Joy Spring’ bis hin zu schwebend weich bei dem Johnny Alf, dem Mitbegründer des Bossa gewidmeten ‚Alfitude’.
Klaus Ignatzek am Flügel steht Roditi in fingerfertiger Virtuosität nicht im Geringsten nach. Mit gewagt schnellen Läufen über die Tastatur werden so aus Swing-Stücken wie Roditis ‚Either Way’ Kurzstrecken-Sprints, die einem den Atem nehmen können. Dass dies auf Dauer spannungslos wirken kann, ahnt wohl auch Ignatzek. Und so nimmt er bisweilen das Tempo raus und reduziert sich auf verhaltene, geschmackvolle Begleitung, was das Bild einer homogenen und geschlossenen Band noch verstärkt.
Kurz unterbrochen wird dieser Eindruck durch den eher irritierenden Einstieg von Annette Neuffer, selbst aufstrebende Trompeterin und Sängerin, die im zweiten Set für ‚There’ll never be another you’ auf die Bühne gebeten wird.
Den ganzen Abend über hinweg zeigt indes der unter und über allem ruhende Jean-Louis Rassinfosse, dass er nicht nur am Bass ein großartiger und fantasievoller Geschichtenerzähler ist. Einmal ans Mikrofon gelangt, erklärt er im ersten Set kurzerhand die Tore für verschlossen und die Zuhörer mithin zu seinen ‚Jazz-Geiseln’. Er musste nur wenig Sorge über Widerstand haben: Das Publikum im Birdland ließ sich von seinen Geschichten am und vom Kontrabass nur zu gerne gefangen nehmen.
Magisch dann das letzte Stück des Abends: Die Bass-Saiten wie eine afrikanische Kalimba beharkend und die Trompete in den Flügel hinein gespielt werden (Ober)Töne erzeugt, die das verzauberte und begeisterte Publikum sicher durch die Halloween-Nacht nach Hause tragen.