Mit druckvollem, modernen Jazz heizte das Martin Auer Quintett den Birdland-Jazzclub auf und begeisterte dabei mit Spielwitz, Temperament und erstaunlich musikalischer Reife.
War es die Zeitumstellung, die parallel in Ingolstadt laufenden Jazz-Tage oder der für das Neuburger Publikum ungewohnte Spieltermin? An der Qualität der Musiker und dem von ihnen dargebotenen Repertoire kann es jedenfalls nicht gelegen haben, dass sich nur ein spärliches Publikum im Neuburger Hofapothekenkeller zusammenfand, um das Konzert der fünf jungen, meist Bujazzo-geschulten Künstler zu genießen. Und ein Genuss war es durchweg: Das Programm bestand ausschließlich aus Eigenkompositionen, die bisweilen so eigenwillig wie ihre Namen waren („EX 15“, „Der Regenmacher“) und sich durch schwere Grooves, hohe Tempi und noch rasantere Läufe durch Skalen oder über Trommeln hinweg auszeichneten.
Dass musikalische Reife dabei keine Frage des Alters ist, zeigten insbesondere die getrageneren, eher balladesken Stücke, in denen der Mut zum weniger Spielen mehr als belohnt wurde. Da werden Spannungsbögen entwickelt und Klänge gezaubert, die man eher auf ECM-Alben vermuten würde, denn bei vor Spielfreude und Vitalität nur so berstenden ‚jungen Wilden’.
Man muss sich mühen und schon ein wenig verbiegen, will man nach Schwachpunkten des Abends suchen: Gut, der Namensgeber des Quintetts selbst ließ hie und da ein wenig Ansatzschwäche aufkommen, und auch das eine oder andere Arrangement könnte schlüssiger gestaltet werden. Lässt man hingegen die Pedanterie beiseite, so wird vor allem das Auftreten als geschlossene Formation, als ‚working band’, beim Publikum nachwirken.
Gleichsam im Gedächtnis haftend bleibt wohl auch die Performance des Trägers des bayerischen Staatspreises, Florian Trübsbach. Quasi eine verwegene Synthese aus David Sanborn und Jackie McLean, drängt er in seinen Improvisationen voller Intensität und Ausdruckskraft stets nach vorne und füllt als ‚primus inter pares’ das Birdland-Gewölbe mit dem immens vollen Klang seines Altsaxofons.
Es ist bedauerlich, dass solch jungen Musikern und Formationen wie dem Martin Auer Quintett nicht höhere Aufmerksamkeit zukommt. Denn schließlich kann man an ihnen sehen, dass es um den Fortbestand der hiesigen Jazz-Landschaft recht gut bestellt ist.