Roberta Gambarini Quartet | 28.11.2009

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Sicher werden sich noch einige Besucher im Publikum an die magischen Momente ihres ersten Auftrittes im März 2007 im Birdland Jazz Club erinnern, als kurzzeitig der Strom ausfiel und Roberta Gambarini mit ihrer Band einige Stücke sozusagen unplugged und im Dunkeln vortrug.
Obwohl sich solche Momente -zum Glück- nicht wiederholen lassen, waren die Erwartungen natürlich groß; und um es gleich vorwegzunehmen, sie wurden mehr als erfüllt.

Wie um an diese Momente anzuschließen, startete Gambarini das Konzert dann auch gleich mit der schwersten Art des Gesangsvortrages, solo ohne Begleitung. Und sofort hatte man wieder dieses gewisse Kribbeln im Bauch, das ihre Stimme auslöst; und als dann gleich nach dem ersten Stück ihr entwaffnendes natürliches Lachen hinzukommt, ist es ums Publikum schon geschehen.
Mit „Day In, Day Out“ startet sie dann gleich richtiggehend durch. Temperamentvoll swingt sie durch den Song und zeigt damit schon in den ersten beiden Stücken die enorme Wandlungsfähigkeit ihrer Stimme und der Bandbreite ihres Repertoires. Nach Cole Porters „Get Out Of Town“, das zum Mitschnipsen animiert, fließen in „No More Blues“ von Jobim südamerikanische Rhythmen mit ein.

Es ist schwer, aus all den großartigen Songs, die schon im ersten Teil des Konzertes dargeboten wurden, Höhepunkte herauszuheben. Vielleicht waren es die wunderschönen Balladen „Poor Butterfly“ von Raymond Hubble oder das italienisch gesungene „Estate“, in dem Gambarini auch wieder ein verblüffend echt wirkendes vocales Trometen/Flügelhornsolo zum besten gab. Zart und sanft interpretierte sie diese Songs, mit viel Seele und einer Spur Erotik in der Stimme.
Oder sind es „On The Sunny Side Of The Street“ von Dizzy Gillespie und „You Ain’t Nothing But A JAMF“ von J. Griffin/Gambarini, bei denen unwiderstehlich geswingt und gescattet wird.

Bei so vielen -wohlgemerkt verdienten- Lorbeeren für die Sängerin wäre man fast versucht, ihre großartige Begleitband zu vernachlässigen. Eric Gunnison am Piano, Neil Swainson am Bass und Willi Jones III an den Drums bilden den perfekten Rahmen um die „First Lady“, die Ihnen auch genügend Freiraum für ihre ausgezeichnete Soli lässt.

Auch der zweite Teil ist reich an hochkarätigen Songs und deren Interpretationen. Sicher gehört Billy Strayhorns Ballade „Lush Life“ dazu, das Gambarini -einfühlsam von Eric Gunnison am Piano begleitet- souverän meistert. Ein Medley zu Ennio Morricones Filmmusik „Cinema Paradiso“ beweist, daß Gambarini auch dieses Metier beherrscht.
Wie ein roter Faden zieht sich auch der ständige Wechsel zwischen ruhigen, sanften Balladen und rasanten, temperamentvollen Swingtiteln durch das Programm. Wird Cole Porters „From This Moment On“ schon ziemlich rasant interpretiert, so setzt Gambarini zum Abschluss noch einmal einen drauf, indem sie im letzten Stück fast nur scattet, und das mit unerschöpflichem Einfallsreichtum. Wo diese Frau nur diese Energie hernimmt?

Natürlich musste es da noch die ein oder andere Zugabe geben. Mit „Crazy“ von Willi Nelson (Stichwort Vielseitigkeit), das die Betriebstemperatur von Band und Publikum wieder auf das gewohnte Maß senkte, endete dieses denkwürdige Konzert.

Obwohl Roberta Gambarini nichts divenhaftes an sich hat, könnte es sein, dass das Publikum an diesem Wochenende -wegen der großen Nachfrage wurde für Sonntag noch ein Zusatzkonzert angesetzt- „Die“ Gambarini erlebt hat.