Rita Payés – Lucia Fumero Quartet | 24.05.2019

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Sehr apart, was zwei junge Frauen aus Barcelona da im Neuburger Jazzclub boten: Rita Payés und Lucia Fumero zeigten als überaus bemerkenswerte Botschafterinnen der Jazzszene Katalaniens, aus welch lebendigen Quellen hier die improvisierte Musik zusammenfließt: Jazz, Samba, Bossa Nova, Bolero und die musikalische Tradition der iberischen Halbinsel vermengten sich zu einer unterhaltsamen, abwechslungsreichen und farbigen Mixtur, die auch für das weniger Hardcore-Jazz geneigte Ohr gut zugänglich war.

Mit entspannten Charme fand sich ein Quartett von eigener Qualität zu warmen, sonnendurchfluteten Weisen von wohliger Klangschönheit. Zwei junge, naturschöne Stimmen, Piano und Posaune, begleitet von E-Bass und Schlagzeug, entfalteten dezente Grazie und zarten Reiz.

Alle Achtung, dass sich zwei junge Frauen in der – immer noch – Männerwelt des Jazz auf den Weg machen um ohne Netz und doppelten Boden ihr eigenes Klangideal zu erarbeiten, frisch und entwaffnend unbefangen. In Punkto schöpferischer Freiheit freilich blieb noch Luft nach oben. So erfreulich jugendlich das alles wirkte, so einstudiert konzertant und brav gepflegt blieb es. Juveniles Ungestüm und freche Kreativität blieben ausbaufähig.

Dennoch: Friday for Future im Birdland, nicht zum Thema Klima, wohl zum Thema Klang: Harmonie, Balance und Behutsamkeit, wie sie nötig sind in unseren Tagen. Rita Payés und Lucía Fumero sangen, streckenweise zweistimmig, in unverstellter Unmittelbarkeit; Rita Payés spielte zudem eine sehr geläufige, sonore Posaune, fein, vibratolos und weich. Lusía Fumero erfreute am Bösendorfer Flügel mit kultiviertem, klarem Anschlag, technischer Makellosigkeit und rhythmischer Soubveränität in der linken sowie eloquenter Beweglichkeit in der rechten Hand. Martin Laportilla am E-Bas grundierte das Geschehen mit angenehmer Wärme und harmonischer verlässlichkeit, Juan Rodriguez Berbin gab am Schlagzeug Pep und Würze hinzu, ohne dabei je die Grenzen der Hörgewohnheiten zu strapazieren.

Der Abend trug den unbefangenen Atem der Jugend in sich und sandte, gegen Ende auch mit zunehmend freigeschwommener Spielfreude, ein optimistisch stimmendes Zukunftssignal aus einer aktuell ja reichlich unruhigen Region im Süden Europas.