Rita Payés – Lucia Fumero Quartet | 24.05.2019

Donaukurier | Karl Leitner
 

Den wenigsten im fast ausverkauften Birdland-Jazzclub dürften wohl vor diesem Konzert die Namen der Posaunistin Rita Payés und der Pianistin Lucia Fumero geläufig gewesen sein. Die beiden sind gerade mal Mitte zwanzig, kommen – wie ihre Begleiter Juan Rodriguez Berbin am Schlagzeug und Martin Laportilla am E-Bass auch – aus Barcelona und spielen und singen eine hierzulande überaus selten zu hörende Mischung aus Jazz, lateinamerikanischer und karibischer Musik, aus traditionellen iberischen Canciones und chansonartigen Stücken.

Ein wenig Samba, Rumba, Merengue, Bossa Nova, ein bisschen Jazz-Pop – ja, all das kommt vor, aber dennoch haben die Eigenkompositionen und Adaptionen recht wenig zu tun mit dem Latin-Jazz eines Chick Corea oder Milton Nascimento und schon gar nichts mit dem Happy Go Lucky-Klischee musikalisch-karnevalistischer Exportartikel aus Lateinamerika. Diese kleine Band zeigt ihrem Publikum vielmehr die fragile, poetische Seite iberischer Musik auf und präsentiert sie in einem höchst originellen Crossover-Gewand. Dazu passt der lyrische, warme, feinsinnige Ton der Posaune ebenso wie die verspielte Leichtigkeit, die Rita Fumero am Flügel anschlägt.

Es dauert eine gewisse Zeit, bis die beiden Musikerinnen sich frei spielen. Vor allem im ersten Set geben sie sich ziemlich zurückhaltend. Doch auch hier bereits gibt es Stücke, bei denen man unwillkürlich die Ohren spitzt, wenn etwa sich die Gesangsspuren der beiden Sängerinnen kreuzen, in die Quere kommen und vernetzen oder wenn Rita Payés‘ Posaune sich an die Stimme Lucia Fumero’s anschmiegt. Die Arrangements passen sehr gut zu den Voraussetzungen der kleinen Band und es finden sich auch ein paar exotische Farbtupfer – etwa eine traditionelle Nummer aus Venezuela oder eine Art Fado-Walzer – im Programm. Im weiteren Verlauf des Konzerts entspannen sich die Musiker, denen der herzliche Applaus sichtlich gut tut, und je weiter der Abend voranschreitet, desto weniger vermisst man die zu Beginn doch vorhandene eingeschränkte Dynamik und Lebendigkeit.

Mit Sicherheit werden die beiden katalanischen Musikerinnen mit zunehmender Bühnenerfahrung den einen oder anderen Trick im Umgang mit dem Publikum optimieren, überaus charmant wirken sie schon jetzt. Ja, man muss sie einfach mögen, wie sie mit entwaffnender Ehrlichkeit auf fast schon unbekümmerte Art ihre ganz spezielle Musik dem Publikum nahebringen. Freilich möchte man ihnen zurufen: „Man diskutiert nicht vor aller Augen über die passende Zugabe. Man verabredet das vor dem Konzert!“ – Aber was soll’s, entscheidend gestört hat auch das nicht und eine musikalische Entdeckung, die sich in der Tat gelohnt hat, waren die beiden am Ende trotzdem.