Ed Kröger Quintett | 18.05.2019

Donaukurier | Karl Leitner
 

Es gibt Konzerte, die sind Selbstläufer. Das des Ed-Kröger-Quintetts in Neuburg ist ein solches nicht, denn es haben für Birdland-Verhältnisse relativ wenige Zuhörer den Weg in den Jazzclub in der oberen Altstadt gefunden, und die Band muss wirklich kämpfen um die Gunst des Publikums. Aber auch Abende wie dieser gehören zum Alltag eines Jazzmusikers und der Bandleader, der mittlerweile 75-jährige Posaunist Ed Kröger aus Flensburg, dürfte im Laufe seiner Karriere wohl schon mehrere dieser Art erlebt haben.

Am Ende freilich sind die Musiker auf und die Besucher vor der Bühne eine eingeschworene Gemeinschaft, denn Kröger und seine Mannschaft haben recht bald dafür gesorgt, dass die Schwingungen stimmen und von Distanz keine Rede mehr sein kann. Dabei bedient er sich nicht spektakulärer, sondern rein musikalischer Mittel. Der Mainstream-Jazz, den er zusammen mit dem Berliner Altsaxofonisten Ignaz Dinné, dem Pianisten Vincent Bourgeyx aus Paris, dem Kontrabassisten Matthew Adomeit aus Hartford/Connecticut und dem Schlagzeuger Rick Hollander aus Detroit/Michigan spielt, tut ganz einfach der Seele gut, auch wenn sich nach herkömmlicher Art Solo an Solo reiht und die Stücke nach dem üblichen Muster ablaufen, Extravaganzen also nicht vorgesehen sind. Manchmal kann das Altbekannte in der Tat dennoch ein Fall für Genießer werden.

Überraschenderweise spielt das Quintett nur einen ganz kleinen Auszug aus den letzten beiden Alben und widmet sich lieber der Adaption von Kompositionen aus der Feder von Kollegen. Dabei freilich erweist es sich als absolut originell, indem es als Quelle vornehmlich nicht das Real Book heranzieht, also die „Hitliste“ des Jazz, sondern Stücke von Leuten wie Ornette Coleman, Cedar Walton, Kenny Wheeler oder Victor Lewis, Titel also, die man ansonsten eher selten hört.

Solide und absolut zuverlässig schnurrt die Band dahin wie ein gut geöltes Räderwerk. Man merkt, wie gut eingespielt die Combo ist, dass jeder Einzelne weiß, wie der Rest tickt. Was aber auch kein Wunder ist, nachdem das Konzert im Birdland das letzte der aktuellen Tour ist.
Nachdem die 100 Minuten mit einem Blues begonnen haben, enden sie auch mit einem. Hier geht es bekanntermaßen nicht nur um Technik, Improvisationskunst und Phrasierung, hier geht es vor allem auch um Herzblut. Und weil Kröger und seine Band gerade davon eine ganze Menge besitzen, werden auch die beiden Balladen – „We’ll Be Together Again“ vor und „You’ve Changed“ nach der Pause – zu den Glanzlichtern eines in positivem Sinne unaufgeregten und vielleicht gerade aus diesem Grund besonders intensiven Konzerts.