Rick Hollander Quintet, feat. Jason Seizer | 18.01.2008

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Merkwürdig! Da befinden sich fünf erstklassige Musiker auf der Bühne des gut besuchten Clubs, zum großen Teil seit langem miteinander befreundet, aufeinander eingespielt in jahrelangem Austausch. Da ist ein Konzept mit abwechslungsreichen Kompositionen, Ideen, Geschichten. Da sind schöne Soli, in denen immer wieder musikalische Klasse blitzt. Und doch! Irgendwas fehlte beim Konzert des Rick Hollander Quintet im Birdland Jazzclub.

Der amerikanische Schlagzeuger Rick Hollander lebt seit erdenklichen Zeiten in München, ist ein fester Bestandteil der süddeutschen Jazzszene, hat unzähligen hochkarätigen Projekten mit seinem elastisch swingenden Spiel rhythmische Struktur gegeben. Nun hat er sich einen Jugendtraum erfüllt: Warum immer nur hinter der Schießbude sitzen, den Rhythmus ticken lassen, weitgehend unauffällig bleiben bis auf das eine obligatorische große brav beklatschte Schlagzeugsolo gegen Ende des Konzerts? So dachte sich Rick Hollander einige Kompositionen aus, die biographische Stationen und Lebenserfahrungen reflektieren: „What A Time It Was!“ Die Stücke speisen sich die musikalisch aus Erinnerungen an Newport und die Folkies der 60er Jahre bis hin zu offenem Jazz, aus klassischen Ingredienzien und der Geschichte der Popmusik bis hin zum Rock. Hollander gestaltet die Songs sehr persönlich wie in „Secrets From Home“ oder „You Lied to Me“. Auch die Texte wirken unmittelbar nachvollziehbar in ihrem erzählerischen Fluss.

Rick Hollander hat keinen Sänger engagiert, er singt die Songs selbst, ein Privileg, das Vertretern seiner Zunft eher selten zuteil wird. Da jedoch liegt ein erster Grund dafür, dass das Konzert nicht so richtig rund läuft: Die Stimme wirkt nicht, ihr Timbre geht an keiner Stelle unter die Haut, der Gesang ist unentschlossen auf der einen Seite, dem eigenen Anspruch nicht gewachsen auf der anderen. Darüber hinaus erscheinen die Kompositionen mit ihren vielen, nicht selten abrupten Brüchen, Stimmungs- und Rhythmuswechseln wie Kopfgeburten, denen der Weg zum eigenen Gefühl verloren gegangen ist. Und so richtig überzeugt vom Konzept scheint, bei aller routinierten Klasse der Mitwirkenden nur der Schlagzeuger zu sein, dessen Traum wohl noch mal überschlafen werden sollte.