Charly Antolinis Pianotrios | 12.01.2008

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Er dürfte einer der bekanntesten Schlagzeuger Deutschlands sein. Weit über Insiderkreise hinaus schallt sein weltweiter Ruf, seine „Jazzpower“ ist legendär. Nun gastierte der siebzigjährige Schweizer wieder mal im Neuburger Birdland, diesmal gleich mit zwei Trios, einem „jungen“ und einem „alten“, gab beiden Formationen seinen unvergleichlichen swing mit auf den Weg.

Das erste Set des Konzerts bestritten Jan Eschke am Piano und Peter Cudek am Bass, beide noch jung, beide keine Nobodies. Eschke greift gleich zu Beginn mit „Sister Sadie“ kräftig in die Tasten, zeigt, welche Fülle im Bösendorfer steckt. Der Huglfinger Pianist spielt nicht zu süffig um allzu gefällig zu wirken, nicht zu kantig um zu erschrecken. Der Slowake Peter Cudek überrascht am Bass mit einem sehr präzisen Sound, phantasievoller Begleitung, fingerfertigen Soli. Das Trio bewegt sich u.a. mit „If I Were a Bell“ oder Martin Schracks lautmalerischem „The Elephant“ im bewusst vermessenen Rum zwischen Tradition und früher Moderne, so dass die Fans auf ihre Kosten kommen. Alle drei Musiker legen dabei ein wohlgerüttelt Maß virtuosen Schaulaufens an den Tag, das den Spaß an der Freud nicht zu kurz kommen lässt. Charly Antolini zeigt dabei, dass er nicht nur Energiegewitter im Rücken großer Jazzformationen entladen kann, sondern auch als feinfühliger Triopartner in der denkbar sensibelsten Formation des Jazz seine Besen leise zu swingen versteht.

„I Got Rhythm“ – Im zweiten Set des Abends sind – stärker am Swing und den Klassikern des Jazzgesangs orientiert – „Scat-Max“ Neissendorfer und Andreas Kurz die Partner Antolinis. Neissendorfer intoniert die Songs mit angenehmem Bariton, garniert sie mit flinken Ornamenten am Flügel, sorgt gemeinsam mit dem markant aufspielenden Andreas Kurz am Bass für „sunny“ Laune und Gefühl: „Dein ist mein ganzes Herz“. Bei „Caravan“ dann brilliert Charly Antolini mit einem fulminanten Solo: 70 Jahre und kein bisschen leise ist der Mann und nie „Without a Song“.