Geschwindigkeit ist keine Hexerei, auch kein Selbstzweck. Alle Virtuosität steht im Dienst der musikalischen Aussage. Völlig ohne zirzensischen Ansatz brillierte der französische Gitarrist und saitenzaubernde Supertechniker Raphaël Faÿs gemeinsam mit Roman Galan an der Rhythmusgitarre und Jean Claude Benteau am Bass mit einer sehr eigenständigen Version des Gypsy-Swing.
Als Django Reinhardt gemeinsam mit Stéphane Grappelli und dem Quintette du Hot Club de France die erste und für Jahrzehnte einzige eigenständige europäische Variante des Jazz entwickelte, begründete er nicht allein eine bis heute andauernde Tradition. Er gab ihr darüber hinaus jenen Impuls mit, den wir Heutigen so schön als Weltmusik bezeichnen. Dem afro-amerikanisch geprägten Jazz stellte er eine europäische Melange aus eben diesem Jazz, dem französischen valse musette und der ihrerseits aus vielen Quellen gespeisten Musik der Sinti und Roma an die Seite.
Raphaël Faÿs erweist sich als würdiger Nachfolger, hebt sich aus dem Heer der virtuos swingenden Django-Adepten heraus durch einen sehr akzentuiert ansprechenden Ton, eine durch Klassik, Flamenco und Folk inspirierte Stilistik und eine sehr eigenständige Entwicklung der Linien aus den Harmonien heraus, die kaum mehr zwischen Akkord und Melodie unterscheidet.
Django Reinhardts „Artillerie Lourde“ oder sein „Bolero“ erscheinen in hell glänzendem Licht, Faÿs eigene Kompositionen „Captain Swing“ oder „Ballade au bout de monde“ zeigen Profil und Persönlichkeit, „Sweet Georgia Brown“ schließt den Bogen zur guten alten Zeit. Neben die Gypsy-Tradition stellt Raphael Faÿs furiosen Flamenco, dem die Töne nur so aus dem Instrument purzeln, der die Funken förmlich vom Griffbrett stieben lässt mit Temperament, Inbrunst, Feuer, Gefühl und einer einzigartig rasanten Technik von überlegenem künstlerischem Format.