Bennie Wallace Quartet | 11.05.2007

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Was sich da im Neuburger Birdland Jazzclub zusammenbraute sprengt eigentlich jede Beschreibung. Bennie Wallace war nun schon zum dritten Mal an der Donau zu Gast, nach Nonett und Trio diesmal im Quartett. Der Tenorsaxophonist, der die komplette Bandbreite der denkbaren Stilistik seines Instruments zu einem unverwechselbaren Personalstil von expressiver Kraft vereint, brannte ein phänomenales Jazzfeuerwerk ab.

Bennie Wallace gilt als einer der vielseitigsten Saxophonisten der Gegenwart. Der 60jährige Amerikaner aus Greenwich/Connecticut spielt energiegeladenen Jazz zwischen Tradition und Innovation, entzieht sich dabei erfolgreich jedwedem Schubladendenken, setzt improvisatorische Maßstäbe in Punkto Phantasie und Technik, Rasanz und Eindringlichkeit. Der Einstieg mit Miles Davis „Little Willie Leaps“ gibt ein atemberaubendes Tempo vor, die nachfolgende Ballade The Nearness Of You“ glühende Intensität. Damit sind die Marken gesetzt. Die Rhythmuscrew mit dem Groovegaranten Giorgios Antoniou am Bass sowie dem fulminant auftrumpfenden Drummer Alvin Queen sorgt für heiß kochende Lava, je und je siedend oder brodelnd, aus der die Soli hervorschießen wie eruptive Feuerstöße. Mit Adam Rafferty hat sich Wallace einen Partner an die Seite geholt, der über ein ähnlich breites Ausdrucksspektrum verfügt, die ganze Geschichte seines Instruments förmlich inhaliert hat, gleichzeitig eine ureigene Definition der Jazzgitarre erspielt. Wallaces Soli selbst stehen stets kurz vor der Kernschmelze, setzen Energie und Emotion, Schöpferkraft und Leidenschaft frei, geben keinen Deut nach bis zur schieren Erschöpfung des Spielbaren. Seien es Eddie „Lockjaw“ Davis extrovertierte „Blues Bells“, sei es die an Ben Websters satten Sound gemahnende Ballade „Smoke Gets In Your Eyes“, sei es das eigene halsbrecherische Uptempo von „It’s Happening to Me“, Wallace gibt immer Alles. Jazz aus dem Vulkan!