Randy Ingram Trio | 28.09.2019

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Lyrisch dezente, introvertierte und intelligente Klänge von sublim glühender Intensität bot der US-amerikanische Pianist Randy Ingram beim 211. Konzert der Reihe Art of Piano im Neuburger Birdland Jazzclub.

Die von Bill Evans in den 50ern erstmals gespurte Fährte des gleichberechtigten Trios aus Piano, Bass und Schlagzeug ist mit den Jahren und Jahrzehnten zum breiten Mainstream angewachsen. Evans selbst, Keith Jarrett, Enrico Pieranunzi, Paul Bley, Steve Kuhn, Michel Pertruciani, Brad Mehldau und viele andere haben ihre Spuren hinterlasen. Randy Ingram ist beileibe nicht irgendeiner im Heer der Epigonen. Als Komponist wie als Pianist ragt er heraus, Stücke wie „The Means of Response“ oder „Shokunin“ setzen eigenwillige Akzente und Überraschungsmomente, Standards wie Thelonious Monks „Round Midnight“ oder Cole Porters „Just One of Those Things“ interpretiert er in einer leisen Nachdrücklichkeit, die unter die Haut geht. Ingrams Musik ist geprägt von Raffinesse, Nuancierung und einer zuweilen fast verspielt interaktiven Intelligenz. Die nutzen seine Triopartner Drew Gress am Bass und Jochen Rückert am Schlagzeug weidlich. Gress erweist sich einmal mehr in Birdland als Meister unaufgeregter Abstraktion und rhythmischer Flexibilität. Jochen Rückert, auch Stammgast auf der Bühne des Birdland, besticht durch Fingerspitzengefühl, Sensibilität und Detailgenauigkeit.

Ganz bewusst versteht Randy Ingram seine introspektive Musik als Antwort auf die lauten Töne, die derzeit die demokratische Kultur zu ersticken drohen. Seine Antwort besteht offenkundig darin, auf den groben Klotz einen feinen Keil zu setzen. Ingram bekennt sich zur Feststellung des japanischen Regisseurs Akira Kurosawa, die Aufgabe des Künstlers sei es, nicht wegzusehen. Natürlich kann instrumentale Musik keine inhaltlichen politischen Argumente übermitteln, aber sie kann Haltung verdeutlichen, zum Nachdenken anregen und das Rückgrat stärken. Insofern setzt Randy Ingrams behutsame, ernste, sensitive und überaus klare Tonsprache ein wichtiges und hoffnungsvolles Zeichen der Sorgfalt, der Solidarität und der Differenzierung gegen die allzu plumpen Vereinfacher.