Eine neue Computer-Software? Ein soeben auf den Markt geworfenes Hybrid-Fahrzeug? – Nein, die Initialen von Peter Adamkovic (Klavier), Martin Marincak (Kontrabass) und Stanislav Cvanciger (Schlagzeug). Die drei kommen aus der Slovakei und ergeben zusammen ein Piano-Trio, das sich ganz dem Mainstream Jazz verschrieben hat, und zwar der Variante, die sich dem Rock annähert. Hinsichtlich des Konzerts, das die drei gleichberechtigten Instrumentalisten und Komponisten im Neuburger Birdland Jazzclub geben, ist das aber längst nicht alles.
Verstärkt um den Gitarristen Samuel Marincak und zusammen mit dem legendären Trompeter Randy Brecker laden sie mit geschmackvollen, angenehm zu hörenden Melodien ein zu einem Trip in Richtung Fusion, Rock und sogar Folk und spielen genau das, womit sie, dem Applaus und den beiden stürmisch geforderten Zugaben nach zu urteilen, anscheinend den Nerv des Publikums punktgenau treffen. „Music For The People“ heißt eines der Stücke des Abends, und das stimmt absolut.
Immer wenn es geht, lädt das Trio sich Gäste ein. Ulf Wakenius, Philip Catherine, Bill Evans und Eric Marienthal schlüpften bereits in die Rolle des „Gaststars“, nun trifft es Randy Brecker. „Diese Songs kommen mir als Trompeter sehr entgegen“, sagt er im Konzert, und Wakenius attestierte ihnen auf ihrer Homepage: „Sie haben ein außergewöhnliches Talent für schöne Melodien mit osteuropäischem Einschlag“. Die Melodien, ja, sie sind die Basis. Fast immer beginnen die Kompositionen mit einer kleinen Figur der Gitarre oder des Klaviers, dann folgt das Thema, poppig aber auch irgendwie unwiderstehlich. Ab diesem Zeitpunkt „läuft“ die Nummer, groovt, pulsiert. Dann geht es mal weniger, mal mehr in Richtung Rock. Der Grad der Elektrifizierung, der Verstärkung und der Lautstärke, die Sounds des Gitarristen, dessen verzerrte Soli und Feedbacks, der von den Becken auf Hi Hat und Snare Drum verlagerte Beat des Schlagzeugers, diese Einzelteile ergeben ein Klangbild, das man eher mit Rock in Verbindung bringt, gehören aber nun mal zu dessen Stilmitteln. Und ja, es gibt sogar reine Rockstücke im Programm. Wobei die stilistische Einordnung aber nur am Rande interessant ist. Viel wichtiger ist, dass man das ganze Konzert über eine spielerische Leichtigkeit empfindet, sogar dann, wenn der Gitarrist einen Heavy-Akkord ins Rennen schickt.
Und Brecker? Dem ist dergleichen nicht fremd, hat er doch selbst mit Bruce Springsteen, Aerosmith, Frank Zappa und Steely Dan gespielt. Aber eben auch in Jazzbands mit Charles Mingus und Horace Silver. Er war immer auch ein Ensemblespieler, nicht zuletzt mit seinem Bruder Michael als The Brecker Brothers. Auch im Birdland drängt er sich nicht in den Vordergund, begreift sich als teil eines Teams, auf dem Fundament des Quartetts an seiner Seite kann er aber auch zeigen, welch hervorragender und mit allen Wassern gewaschener Solist er doch ist und aus welcher Kinderstube er eigentlich kommt. Ein Star ohne jegliche Allüren und eine Band, die ganz genau weiß, wie man Stücke schreibt und spielt, die Anspruch haben, aber auch Spaß machen. „Music For The People“ eben und genau richtig an diesem Abend.