Ralph Towner solo – Larry Goldings Trio (Stadttheater Neuburg) | 21.11.2019

Donaukurier | Karl Leitner
 

Für Larry Goldings, den Virtuosen an der Hammond B3, ist der Abend in Neuburg schon ein denkwürdiges Ereignis, bevor er überhaupt begonnen hat. In einem dermaßen beeindruckenden Ambiente habe er ja noch nie gespielt, sagt er, sichtlich angetan vom Flair des Stadttheaters. „Wolfgang Ama-deus, wo hast du dich versteckt?“ Und dann habe er heute zum ersten Mal in seinem Leben persönlich sein Idol Ralph Towner getroffen, den er bewundere, seit er denken könne.

Der von Goldings so hoch Geschätzte beginnt das Doppelkonzert, das die heiße Phase des vom Bayerischen Rundfunk mitgeschnittenen 9. Birdland Radio Jazz Festivals einläutet. Der mittlerweile 77-jährige war schon immer einer, der Brücken schlägt. Seine ECM-Alben genießen legendären Ruf und auch beim Kon-zert in Neuburg demonstriert er eindringlich, wie man, lediglich mit einer mit Nylonsaiten bespannten Gitarre auf den Knien, ein ums andere Mal einen Bogen schlägt zwischen dem klassischen Genre, dem Jazz, griffigen Folksongs, Eigenkompositionen und Standards wie „My Foolish Heart“ oder „Make Someone Happy“. Filigrane, reichhaltig mit Ornamenten versehene Stücke stehen einträchtig neben liebevoll hingehauchten kleinen Liedern, in der Person Towners begegnen sich Kompositionskunst, Empathie und Fingerfertigkeit auf perfekte Weise. Gerade eben noch bevorzugt er klare Linien, dann wieder folgt er verschlungenen Pfaden. Man kann sich kaum satthören. Nicht umsonst muss er nach dem letzten Stück zusätzlich noch dreimal auf die Bühne.

Mit dem Gitarristen Peter Bernstein, dem Schlagzeuger Bill Stewart und Larry Goldings treffen drei Schwergewichte des Jazz aufeinander. Seit nunmehr 30 Jahren spielen sie – wenn ihnen all die anderen Projekte Zeit dazu lassen – zusammen und breiten vor ihrem Publikum ihre unnachahmliche Mischung aus Swing, Groove, Funk und Blues aus. Orgel-Trios haben ja derzeit Konjunktur, aber so vielfältig wie dieses hier präsentiert sich selten eines. Von Irving Berlin geht es über Thelonious Monk und Wayne Shorter zurück bis zu Junior Wells, jeder steuert Stücke aus der eigenen Feder bei, wobei Bill Stewart’s „Don’t Ever Call Me Again“ das Sahnehäubchen ist. Dass er ein höchst eigenwilliger Komponist mit knochentrockenem Humor ist, hat Stewart ja bereits mit John Scofield in Neuburg bewiesen. An diesem Abend bestätigt er das auf eindrucksvolle Weise.

Double Features haben es an sich, dass jeder Künstler nur ein Set spielt. Natürlich hätte man liebend gerne von beiden ein komplettes Konzert geboten bekommen, was aber andererseits den vorgegebenen Rahmen gesprengt hätte. Vielleicht könnte man die beiden Sets ja als Appetitanreger betrachten für kommende Ereignisse, denn der Begeisterung des Publikums nach zu urteilen dürften weder Towner noch Goldings und seine Mannen zum letzten Mal in Neuburg gewesen sein.