Griechenland? Brasilien? Ägypten? – Wer im Sommer verreisen will, sollte allmählich mit den Reisevorbereitungen beginnen. Damit dieses trotz aller Vorfreude ab und zu doch recht mühsame Unterfangen leichter fällt, kann man sich ja zur Überbrückung der Wartezeit Quadro Nuevo anhören. Die Band spielt zwar immer wieder mal in der Region, im Audi Forum, das aus diesem Anlass restlos ausverkauft ist, gastiert sie allerdings zum ersten Mal.
Die Herren Mulo Francel (Tenorsaxofon, B- und Bassklarinette, Mandoline), Andreas Hinterseher (Akkordeon, Bandoneon, Vibrandoneon, Trompete), Didi Lowka (Kontrabass, Perkussion) und Chris Gall (Piano) sind Spezialisten, wenn’s um den musikalischen Aspekt des Reisens geht. Überall auf dem Globus sind sie unterwegs, von überall her bringen sie Einflüsse und Musikformen mit. Wenn es Musiker gibt, die Regionen verbinden, die ansonsten mitunter recht wenig miteinander zu tun haben, dann gehört dieses Quartett sicherlich mit zu dieser Gruppe. Ob das, was man von argentinischem Tango über brasilianischen Samba bis hin zu „Kalichi Steps“, das sie zusammen mit den Cairo Steps eingespielt haben, oder zu „Torna a surriento“ vom „Mare“-Album hört, nun Jazz ist oder World Music oder Ethno Music oder einfach nur eine weitere Form von Crossover, ist im Grunde egal. Was zählt, ist der Wohlfühlmodus, der sich augenblicklich beim Hörer einstellt, wenn die Band loslegt, mal rhythmisch verzwickt, mal schwelgerisch schwebend, mal durchaus rasant, dann wieder sich dem Charme der Langsamkeit hingebend.
Die Musiker, die nicht nur spielen, sondern auch Anekdoten von ihren Reisen erzählen oder ausführlich die Angebote ihres Merchandising-Standes anpreisen – schließlich müssen die Trips um die Welt ja auch finanziert werden – sind allesamt auch selbst kompositorisch tätig. Die griechische Mythologie hat es ihnen an diesem Abend besonders angetan. „Ikarus‘ Dream“, in dem es ausdrücklich weder um dessen Start noch um dessen Bruchlandung geht sondern um das Schweben dazwischen, und „And, Pull!“ mit einem Segeltörn durch die äolischen Inseln im Hintergrund, kommen beim Publikum, das vermutlich längst das Fernweh gepackt hat, besonders gut an.
Auch der Humor kommt nicht zu kurz. „Bona Nox, bist a rechter Ochs“ geht auf Mozart zurück, und „7 To 1“, eine Latin-Komposition von Paulo Morello, höre man in Rio gar nicht gerne, wie Chris Gall erzählt. Kein Wunder, erinnert es doch an den legendären Sieg der 2014 noch ernst zu nehmenden Bundeskicker gegen Brasilien.
Natürlich hat nicht jeder die Gelegenheit, überall dorthin zu reisen, wo die Band schon war. Aber von fernen Gestaden zu träumen, das ist ja immer möglich. Quadro Nuevo liefern den Soundtrack dazu. Die umtriebigen Musiker, die jeder für sich und noch viel mehr als Gruppe ganz in der Rolle der Brückenbauer aufgehen, nutzen die weltweit gültige Sprache, in der so ziemlich alles ausgedrückt werden kann, was Sprachbarrieren verhindern. Das ist nicht neu. Als das Musikkollektiv Embryo in den 1970-ern im klapprigen Bandbus nach Afghanistan und Indien aufbrach, war das mitgebrachte Ergebnis noch sensationell. Das ist es heute, nach etlichen Weltmusik-Wellen, zwar nicht mehr in dem Maße, hochinteressant ist die musikalisch-emotionale Verbindung von Nah und Fern jedoch immer geblieben. Nicht zuletzt dank Quadro Nuevo.