Pure Desmond | 03.12.2010

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Das „Winterwonderland“ darf nicht fehlen an einem so herrlichen Adventsabend bei vorweihnachtlichem Traumwetter. Als Einstimmung in die stade Zeit war das Konzert von „Pure Desmond“ im Birdland Jazzclub geradezu ideal geeignet. Auf den Spuren des großen Cool-Jazz-Saxophonisten Paul Desmond gab das Quartett um Lorenz Hargassner einen Abend von fein swingender Eleganz.

Leicht und licht wie eine Schneeflocke in klarer Winterluft gibt sich die Musik eines ausgezeichnet miteinander swingenden Quartetts, dem die langen Jahre des Zusammenspiels eine frappierende Sicherheit geben ohne dabei zu allzu lässiger Routine zu verführen. Eine weiche, niemals aggressive, gleichwohl zupackende und kraftvolle Klanglichkeit, klare Bilder, Transparenz und Folgerichtigkeit zeichnen die Band aus, immer diesseits der Grenze zum allzu wohlfeilen Schönklang. Vor dem Versinken in die Wohligkeit bewahrt schon die gehörige Portion Blues, mit der die Vier ihre Musik würzen, selbst wenn, vielleicht ja auch weil’s die Zeit der Erwartung einer „Merry Xmas“ ist.

Vor dem Hintergrund der dezent und makellos entspannend swingenden Christian Flohr am Bass und Sebastian Deufel am Schlagzeug entfalten sich das luftig duftige Altsaxophon von Lorenz Hargassner und die stilvoll kantige Gitarre von Johann Weiß in komplementärem Kontrast. Da mischt sich dann in die kühle Brise des West Coast Jazz der heiße Wüstenwind.

Trotz minimalistisch reduzierter Arrangements ist die Atmosphäre greifbar dicht, lässt gar nicht erst den Verdacht aufkommen, hier sei eine nostalgische Retroband am Werk. Da rührt niemand in der Asche der Tradition, im Gegenteil: Die lebendige Hingabe an Feinheit und Raffinesse schenkt der staden Zeit jede Menge innere Bewegung, und „that old feeling“ steht ohne Abstrich in der Gegenwart eines durch und durch entspannten Abends.