Johannes Enders New York Quartet feat. Don Friedman | 19.11.2010

Neuburger Rundschau | Christian Wurm
 

Johannes Enders, der deutsche Spitzensaxophonist mit den vielen verschiedenen Gesichtern, sprich Musikstilen, kam dieses Mal mit seinem New York Quartet in den Birdland Jazz Club. Während bei seinem Projekt „Enders Room“ experimenteller Nu-Jazz im Vordergrund steht, zelebriert er mit seinem New York Quartet regelrecht den klassichen Hardbop amerikanischer Prägung. Und obwohl sich mit Pianoaltmeister Don Friedmann nur ein echter Amerikaner im Ensemble befindet -Drummer Sebastian Merk ist ebenfalls Deutscher und der kurzfristig für Martin Wind eingesprungene Andreas Lang am Bass kommt aus Dänemark- ist der Name des Ensembles kein Etikettenschwindel.

Mit „I Remember April“ begann das Konzert ziemlich flott und temporeich. Es folgten weitere Standards und Songs von den Bandmitglieder, vor allem von Johannes Enders und Don Friedman.
Vom ersten Ton an breitete sich eine genüssliche Zufriedenheit im Raum aus, was am souveränen und abgeklärten Spiel aller Protagonisten liegt. Dafür, dass sich aber zu keinem Zeitpunkt langweilige Routine ausbreiten konnte, sorgte die ausgewogene Mischung zwischen temporeichen Swing- und
Hardbopstücken wie „What Is This Thing Called Love?“ und wunderschönen Balladen wie „Round Midnight“ von Thelonius Monk, bei dem Enders‘ warmer und zuweilen auch mal einschmeichelnder Ton besonders gut zur Geltung kam. Auch sehr schön das epische und erzählerische „For C“ und das unbeschwert und freche im ungeraden Takt daherkommende „Little Drummer“; beide Stücke von Enders geschrieben, das letztere für seinen kleinen Sohn.
Das kraftvolle „I Here A Rhapsody“ wurde vor allem durch den groovenden Bass von Andreas Lang vorwärtsgetrieben. Und während der Zwischenteil der wunderschönen Ballade „Lover Man“ von einem melodischen Pianosolo von Don Friedman und der einfühlsamen Begleitung von Sebastian Merk an den Drums geprägt wurde, gehörten das einfallsreiche Intro und das Outro, garniert mit schnellen Oktav- und Lautstärkenwechseln, wieder dem Bandleader. Wie schön doch ein einsames Saxophon klingen kann.

-„Americana“-Jazz der Spitzenklasse, Herz was willst du mehr-