Philippe Loli – Leo Giannola „Mediterranean Guitar Duo“ | 29.10.2021

Donaukurier | Karl Leitner
 

Man kennt Philippe Loli ziemlich gut in Neuburg, denn der französische Gitarrenvirtuose, derzeit Professor am Musikkonservatorium in Monaco, trat auch bereits als Dozent der Neuburger Sommerakademie in Erscheinung. Nicht zuletzt deshalb vermutlich ist das Birdland, in dem er zusammen mit seinem Partner Leo Giannola aus dem italienischen Benevento zu hören und zu sehen ist, an diesem Abend bis auf den letzten Platz gefüllt.

Um die Sache von hinten her aufzuziehen: Die beiden müssen am Ende nicht weniger als drei Zugaben geben, nachdem vorher schon nach jedem Stück tosender Applaus im Clubkeller ausgebrochen ist. Das liegt an zwei Faktoren. Zum einen an der Virtuosität, die die beiden an insgesamt zwölf Saiten an den Tage legen, zum anderen an der unglaublichen Offenheit, mit der sie ihr begeistertes Publikum entführen auf eine stilistische und geografische Reise, die immer wieder auch auch Orte führt, die man nicht unbedingt auf dem Reiseplan hatte.

Loli ist einer, der jede Aufgabe perfekt löst. Er spielt Bach und moderne klassische Musik gleichermaßen superb, arbeitete mit John McLaughlin ebenso wie mit Paco De Lucia, Al Di Meola und Sting in dem Projekt „The Promise“, im Birdland aber widmet er sich dem mediterranen Raum, spielt viel aus seinem eigenen Repertoire als Komponist, widmet sich mit „Que reste-t-il de nos amours“ dem großen Charles Trenet, mit „Syracuse“ dem Kollegen Henri Salvador und mit „Canto de Xangô“ dem Werk Baden Powell’s.

Bossa Nova, Walzer, Samba und Rumba, die französische Chansoniers und die italienischen Cantautores, das griechische Chanson des Mikis Theodorakis und der Gypsy Swing aus der Schule Django Reinhardts, spanischer Flemenco – alles findet sich bei ihm in grandiosen Bearbeitungen. Nach der Pause riecht es sogar nach dem „Buena Vista Social Club“ und anlässlich des Paul Desmond-Hits „Take Five“ auch nach klassischem Jazz.

Loli und Giannola teilen sich die Rollen des Solisten und des Begleiters brüderlich. Immer wieder wechseln sie sich ab in der Führungsrolle, präsentieren die ausgewählten Stücke mit einer Leichtigkeit, die sich schnell auf das Publikum überträgt. Stets umspielt ein Lächeln beider Münder und man hat nie den Eindruck, als gingen hier zwei Personen lediglich ihrem Beruf nach. Immer dann, wenn Loli sein Instrument zum Katalysator der Emotionen macht, die der jeweiligen Komposition innewohnen, ist das auch großes Herzkino. Er lässt seine Gitarre jubilieren und Freudentänze aufführen, er lässt sie verträumte Wege gehen und ist dabei immer großartig. Giannola, der dem Jazz eindeutig näher steht als Loli, ist zuständig für das Spiel hinter dem Beat, dieses so typische Laid Back-Gefühl, das den Jazz, wenn er dann auch noch mit Blue Notes angereichert wird wie in diesem Fall ziemlich oft, so unwiderstehlich macht.

Bei der dritten Zugabe bringen die beiden schließlich sogar noch die Comedian Harmonists ins Spiel und beweisen, dass es sogar bei uns, weit weg vom Mittelmeer, einst eine Zeit gab, in der man die Schlagerinterpreten noch ernst nehmen konnte.