Philippe Loli – Leo Giannola „Mediterranean Guitar Duo“ | 29.10.2021

Neuburger Rundschau | Thomas Eder
 

So schnell war lange kein Konzert mehr im Birdland Jazzclub ausverkauft. Offensichtlich haben sich die beiden Gitarristen Philippe Loli aus Monaco und Leo Giannola aus Napoli bei ihrem letzten Gastspiel 2017 in die Herzen des Neuburger Publikums eingebrannt.

Man könnte meinen, dass zwei unterschiedliche Gitarrenarten sich aneinander reiben, aber die Charaktere von Lolis Nylonsaiten und Giannolas Stahlsaiten vereinigen sich zu einem brillanten Gebilde und erweitern das Spielfeld des jeweils anderen und so kamen die Liebhaber beider Klänge voll auf ihre Kosten.

Es ging los mit dem eingängigen Bossa de Janeiro – wie die meisten Kompositionen – aus der Feder des Monegassen. Sehr gelungen. Das Publikum wurde ab den ersten Takten in eine lockere Stimmung versetzt und es ließ sich liebend gerne von der weiten Welt der Rhythmen und Sehnsüchte verführen. Loli fixiert seine Gitarre auf ungewöhnliche Art mit der unteren Hälfte des Resonanzkörpers auf seinem rechten Bein, wodurch er besser agieren kann. Das kommt ihm vor allem bei seinen Soli oberhalb des zwölften Bundes zugute. Dort tobte er sich immer wieder aus, obwohl das auf einer klassischen Gitarre einer Schwerstarbeit gleich kommt und zeigte vor allem, dass es ihm zu wenig ist, sich auf die klassische Linie zu minimieren.

Leo Giannola, sozusagen der Partner in crime, war derjenige, der auf seiner halbakustischen Jazzgitarre auf die Vorgaben Philippes einging, sie aufnahm, untermalte, darauf antwortete, weiterentwickelte, seinen eigenen Ideen freien Lauf ließ und den Ball wieder zurückspielte. Seine erfrischende Spielweise mit Plektrum stand im Kontrast zu Philippes Fingerarbeit, wirkte aber jedes Mal wie die Entführung in eine andere Welt.

Sie spielten Walzer, Tango, Samba, Rumba, Gypsy Swing, Sirtaki und Jazz, gesungene Chansons von Charles Trenet, Henri Salvador und Paolo Conte oder kubanischen Son. Wir hörten 21 Miniaturen die jedesmal mit einer kleinen kurzen Geschichte in dem rührenden Deutsch Lolis ausgeschmückt wurden.

Vielleicht war es kein typisches Jazzkonzert, wie man es von anderen Konzertabenteuern in Neuburgs Birdland gewohnt ist. Aber auch das Publikum war ein ganz ein anderes. Wie sagt man: so findet jeder Topf seinen Deckel. Und das ist gut so.

Und die Moral von der Geschicht‘: für gute Musik und einen außergewöhnlich glücklichen Abend genügen zwei Gitarren und ein unterhaltsamer Conférencier.