Philipp Weiss Quintett | 01.02.2013

Neuburger Rundschau | Dr. Tobias Böcker
 

Kommt da ein Deutscher Sänger und macht sich die Klassiker des Great American Song Book zu eigen, ganz im Stil der Großen, Frank Sinatras etwa oder Tony Bennetts, dem Philipp Weiss den Abend im Birdland widmete. Das könnte ungeheuer peinlich werden, wenn es denn nicht wirklich perfekt wäre in Punkto Intonation, Artikulation und vor allem souveräner Präsentation, gekonnter Dramaturgie und unzweifelhafter Musikalität. Philipp Weiss hat’s drauf, beginnt im swingenden Uptempo und setzt gleich mal ein kräftiges Ausrufezeichen: „The Lady is a Tramp“!

Da zeigt er von Beginn an seine Stärken, kommen die volle Stimme, die vitale Bühnenpräsenz, die lässige Nonchalance seiner faszinierend sicheren Intonation und stets punktgenauen Phrasierung zur vollen Wirkung. Auch mit „Lulu’s Back in Town“ und „Fly Me to the Moon“ gewinnt Philipp Weiss die Herzen der Zuhörer im Nu.

Die Balladen leiden im ersten Set noch unter einer merkwürdigen Unentschlossenheit, verzaubern nach der Pause in betörender Sanftheit und hochsensiblem Feinsinn. Einer der schönsten Momente des Konzerts: Im Duo mit Walter Lang am Klavier legt Philipp Weiss das Mikrophon einfach zur Seite und füllt den Jazzclub ohne jegliche Hilfe mit seiner warmen, ausdrucksstarken Stimme. Das kann nur einer, der das Zeug hat zum wahren Sänger und ernst nimmt, was er singt: „Make Someone Happy!“

Die Band ist handverlesen, Walter Lang am Piano ein hochsensibler, zurückhaltender Begleiter, der die Kunst der Beschränkung optimal beherrscht, Paulo Morello an der Gitarre ein lebendiger solistischer Dialogpartner. Sven Faller setzt am Bass je eigene sensitive Akzente und Michael Keul am Schlagzeug definiert den immer passgenauen Groove.

Klassische Jazzsänger von echtem Format sind rar, mit Philipp Weiss hat die Hoffnung auf eine neue Generation einen Namen: „The Best Is Yet to Come“!