Peter Gall Quintett | 17.11.2018

Donaukurier | Karl Leitner
 

Es hat fast schon Tradition, zum Abschluss des Birdland Radio Jazz Festivals junge Musiker zu engagieren, deren Namen vielleicht noch nicht jedem geläufig sind, die sich aber gerade anschicken, die deutsche Szene so richtig aufzumischen. Nach Julia Hülsmann, Jilman Zilman und Eva Klesse in den vorangegangenen Jahren übernimmt diesen Part diesmal das Quintett des Schlagzeugers Peter Gall, entpuppt sich dabei als eine überaus heiße Truppe, die den Club in der Neuburger Altstadt im Handstreich erobert und stellenweise – zusammen mit dem Publikum – völlig abhebt.

Die Sorge, dass die Band nach dem überragenden „Indie A“ von der aktuellen CD „Paradox Dreambox“ kurz vor der Pause ihr Pulver bereits verschossen und nichts Vergleichbares mehr für das zweite Set in der Rückhand hätte, ist völlig unbegründet. Von 22 Uhr an nämlich werden Nummern wie „Faro“, „4 West“ und das sensationelle „Bird‘s First Escape“ vom Bayerischen Rundfunk live von der Bühne aus direkt in den Äther geschickt. Jetzt ist die Band richtig heiß, jetzt kann man sich als Zuhörer aufschwingen, zurücklehnen und sich forttragen lassen vom Flow dieser Musik, die so abenteuerlich und ungemein vielseitig ist. Es gibt die flirrenden, luftigen Pianoläufe Rainer Böhms und die Turbulenzen des Altsaxofonisten Wanja Slavin, es gibt die von Felix Henkelhausen und seinem Kontabass getragenen, weit ausgreifenden Spannungsbögen. Mal handelt es sich bei dem Quinett um eine Acoustic Band, mal geht’s mit Reinier Baas und dessen Gitarren-Sounds in Richtung Rock, mal gleitet dieser perfekt funktionierende Fünfer wie ein Segler dahin, mal dominieren schwere Grooves die Szenerie. Die Art und auch das Klangbild, in dem Saxofon und Gitarre im Doppel die Themen vorstellen, reißt einen ganz einfach mit, und wenn dann noch ein quirliges Soli über die donnernden Grooves gelegt wird, ist endgültig klar: Von dieser Band wird man noch hören. Auf jeden Fall.

Und Peter Gall selbst? Der ist verantwortlich für all diese herausragenden Kompositionen, diese hinreißenden Arrangements, der hält die Fäden in der Hand. Sein dichtes, elastisches rhythmisches Netz, das er vom Schlagzeug aus spinnt, ist die Basis, auf der das alles passiert. Er ist keiner, der sich unbedingt solistisch in den Vordergrund drängen müsste, weil er doch der Chef der Truppe wäre. Nein, hier sind alle gleich wichtig, hier steht die Band im Vordergrund, hier geht es um die Stücke, die Abläufe, auch um den Sound, um den richtigen Zeitpunkt, den Druck zu erhöhen oder zu vermindern.

Dass am Ende die rote Lampe „Achtung! Wir sind live auf Sendung!“ länger aufleuchtet als vorab geplant, hat seinen Grund. Man wollte ganz einfach während der letzten Nummer nicht ausblenden. Die maßgeblichen Leute des Bayerischen Rundfunks draußen in den Übertragungswägen und oben im Sendestudio waren wohl auch schwer beeindruckt. Ganz zu Recht!